Schnelle Küche selbst gebaut DIY
Traumhaft, was man da so alles zu sehen bekommt auf Youtube, Instagram und Co. oder? Designerküchen, automatische Pumpen, Frisch- und Abwassersysteme mit Riechschutz und Entlüftung, Gaskocher und viele tolle andere Sachen. Was ist aber jetzt mit der berühmten Zeit? Wenn man kein Student ist, der sich den Stundenplan selber schreibt oder gerade nach dem Abi seine verdiente Freizeit genießt? Es geht auch schnell. Klar, ein paar Abstriche in Punkto Komfort muss man machen, aber sonderlich ins Gewicht fallen die nicht und am Ende hat man seine eigene Küche im Camper stehen.
„Ich habe das geschafft, ich habe das gebaut.“ Auf dieses Gefühl muss man nicht verzichten wenn die zeitlichen Ressourcen etwas knapper sind. Man muss sich dieses Erfolgserlebnis auch nicht nehmen lassen, indem man einen teuren Ausbau einfach kauft, man muss nur ein paar winzige Kompromisse eingehen. Wir haben das so gemacht:
Grundlage ist Pappelsperrholz 8 mm mit einer robusten Arbeitsplatte aus Birke Multiplex 10 mm. So bleibt Eure kleine Küche leicht, ist aber robust und kann auch mit Kindern benutzt werden ohne dass man die Kleinen allzeit maßregeln muss. Wir haben uns für ein Modell mit Schubladen entschieden, da das ganze ziemlich tief ist, wenn Euer Küchenblock nicht ganz so in die Tiefe geht, sind aber auch Schranktüren kein Problem.
Als Kocher verwenden wir den Dometic Origo 3000. Das ganze wird mit Spiritus betrieben, was einige Vorteile hat. Man braucht keine Gaskartuschen oder noch aufwändiger einen Gastank unter dem Auto (da ist der TÜV sehr anspruchsvoll). Man spart sich also die Auflagen und die Explosionsgefahr. Brennspiritus bekommt man überall und das Ding ist sehr einfach zu bedienen. Außerdem mögen wir das Design. Nachteil ist, dass der Dometic nicht ganz so heiß wird. Uns stört das nicht, entweder man wartet zwei Minuten länger bis das Wasser kocht, oder man kauft sich Töpfe mit Wärmetauscher. Den Primus Eta Pot können wir sehr empfehlen.
Dann braucht man natürlich noch eine Spüle und hier kommen wir auch zum Thema Frisch- und Abwasser. Ein Spülbecken gibt es in den unterschiedlichsten Varianten, da müsst ihr einfach ausmessen was Euch passt. Wenn ihr eine elektrische Tauchpumpe verwenden wollt, dann scheut euch nicht, diese an die Starterbatterie anzuschließen, der Verbrauch ist minimal – wir wollten es ja schnell und mit wenig Aufwand machen. Hier bietet sich auch die Handpumpe an, wohl der einzige nennenswerte Kompromiss, da man immer mit einer Hand pumpt und nur eine waschen kann.
Würden wir es nochmal machen, dann würden wir wahrscheinlich eine Fußpumpe oder eine Tauchpumpe nehmen, aber wir sind auch jahrelang mit der Handpumpe ausgekommen. Dann sucht ihr euch noch ein nettes Plätzchen für den Wassertank. Die gibt es in den unterschiedlichsten Größen. Wir sind mit 15l plus Trinkwasser aus Flaschen immer ca. 3 Tage hingekommen, wenn man aber jeden Tag die Haare wäscht und etwas pingeliger ist, dann sollte man besser den größt möglichen Tank wählen, der in die Küche, unter die Sitzbank oder da hin passt, wo ihr Euer Frischwasser haben möchtet.
Achtet darauf, dass der Schlauch vom Frischwasser zum Hahn lebensmitteltauglich ist. Wir trinken das Wasser zwar nicht, aber zum Kochen benutzen wir es schon. Das Problem Abwasser ist schnell gelöst: einfach ein Loch durch den Boden bohren (Versiegelung und Rostschutz nicht vergessen) und einen beliebigen passenden Schlauch nach außen führen. Jetzt kann man darauf achten, dass das Wasser nichts umweltbelastendes enthält, dass man da durch schickt oder man stellt einen Kanister drunter und entsorgt das Wasser in die Kanalisation.
Bevor man sich das Holz kauft, sollte man einen Plan machen, wie man das Ding zusammen zimmert. Wir haben es einfach ohne Vorbohren mit Holzschrauben befestigt, für die Platte Winkel genommen und hinten diagonal das ganze mit einer Stahlschiene verstärkt. Die Schubladen gleiten auf Aluprofilen und werden in einem Loch der Aluschiene mit einer heraus stehenden Schraube fixiert. Plant die Abstände zwischen den Schubladen nicht zu eng und denkt daran, dass die Schläuche irgendwo aus der Küche austreten müssen.
Die Schubladenlösung ist etwas hakelig und braucht ab und an ein Minimum an Pflege, dafür geht die Konstruktion irre schnell und man hat weder störende Henkel noch seltsam aussehende Verriegelungen an der Außenseite. Wir sind damit drei Jahre gut klar gekommen. Die übliche Methode mit den Pushlocks ist aber auch kein Hexenwerk.
Stellt sich noch die Frage, wie man das ganze im Camper befestigt. Der TÜV möchte, dass alles gut miteinander befestigt ist (plant Platz für Winkel und Platten ein, falls eurem Prüfer die Holzschrauben und die Stabilisierung hinten nicht reichen) und mit der Karosserie fest verbunden (verschraubt) ist. Im T4 hat man Glück mit den Gewinden für die Sitzbänke, ansonsten gibt es eine Unzahl von verschiedenen Möglichkeiten, man kommt aber nicht darum herum, in die eigene Karosserie zu bohren (wenn man eine Womo Zulassung haben möchte).
Ist aber halb so wild, das haben auch schon andere geschafft und mit einer fest installierten Küche steht einem der Weg zum eigenen Wohnmobil offen. Wir haben übrigens den Küchenkorpus mit Leinöl (lebensmittelecht) behandelt und die Arbeitsplatte lackiert. Ebenso lackiert haben wir unseren Tisch mit Bein zum Ausklappen.
Seht auch mal in den Beitrag :“Schnelles Bett gebaut„, wenn ihr das kombiniert, habt ihr in drei bis vier Tagen eine Küche und ein Bett in Eurem Camper und damit die volle Pulle Grundlage für unvergessliche Reiseerlebnisse. Vanlife kann beginnen.