Friaul, Ostiltalien

Friaul August 2018

03.08. bis 05.08.2018 – Von sommerlicher Hitze und Obazda, unser Weg nach Süden

Na wer hätte das gedacht, dass ich mir tatsächlich mal eine Klimaanlage wünschen würde. Nach ausführlichen Vorträgen über die Überflüssigkeit einer solchen Einrichtung die ich mir selbst in Gedanken gehalten hatte, sprechen 35 °C und Stau auf der Autobahn eine eigene Sprache. Am späten Freitag Nachmittag sind wir in unserem Bert, wieder mal um ein paar kleine Neuigkeiten bereichert, aufgebrochen. Vor allem die Klappen unter der Sitzbank im Fond sorgen für eine neue Ordentlichkeit und machen unser kleines rollendes Zuhause noch behaglicher.

Nach dem wir uns durch den Freitagreiseverkehr gekämpft haben und so die ersten Kilometer in Richtung Süden zurück gelegt haben, hält park4night eine Überraschung für uns parat. In den Weinbergen von Alzey ist eine Übernachtungsmöglichkeit mit gutem Ausblick verzeichnet und wir vertrauen wieder mal auf Rikes guten Riecher bei der Stellplatzwahl. Das die Anfahrt über teils tief ausgewaschene Schotterfeldwege geht haben wir nicht erwartet, freut aber den Fahrer und verschafft uns eine ruhige erste Nacht.

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Am nächsten Tag sind wir wirklich froh den Bulli bei unseren Freunden Karina und Matthias im Schatten abstellen zu können. Die beiden gewähren uns auf dem Weg in die Dolomiten Gastfreundschaft in der Nähe von München und zeigen uns ihre schmucke neue Wohnung. Uns gefällt der großzügig Schnitt und natürlich das Fachwerk im Wohnzimmer. Macht uns die Hitze tagsüber zu schaffen, so genießen wir den milden Abend auf dem Balkon und schmausen Köstlichkeiten vom Grill.

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Unser Bett im Bullidach bleibt gemütlich und der nächste Morgen begrüßt uns mit einem bayrischen Frühstück. Unser Kleiner fährt ohnehin voll ab auf Laugengebäck und auch uns mundet der Obazda dazu ganz ausgezeichnet. Nach ein paar letzten kleinen Erledigungen überqueren wir die Grenze nach Österreich. Wir lassen es langsam angehen und verzichten auf die mautpflichtigen Straße. Wir haben nicht viel Verkehr, das Fahren ist entspannt und die Durchquerung dieser schmalen Stelle unseres Nachbarlandes geht zügiger als wir dachten. Auf der Brennerstraße überqueren wir den Pass und kurz danach bekommt Bert den ersten Schotter unter die Reifen.

Am Ende der Tour erwartet uns eine kleine Hütte. Die Tour steht im Denzel (Nr. 280) und wir sind nicht die Einzigen, die ihre Allradler den Berg hoch gefahren haben. Die Route ist aber anspruchslos und mit jedem Serienfahrzeug, das nicht gerade tiefer gelegt ist, zu bewältigen. Stört aber nur wenig, denn Kaffee und Kuchen oben munden gut und wir machen einen kleinen Spaziergang auf dem wir die ersten Bergblicke genießen. Jaron kann sich austoben, schaukeln und entdeckt alle möglichen Steine und Käfer sowie einen großen Haufen Kuhscheiße.

Lupinen sind einfach herrlich und erinnern uns immer an Neuseeland

Auf der Abfahrt dann macht sich die Höherlegung doch wieder bezahlt, wir können an einer Stelle dem Gegenverkehr ausweichen, bei dem ein Serienfahrzeug den Rückwärtsgang hätte bemühen müssen. Unser Weg führt uns noch bis zum Isarco bei Mittewald am Brenner. Rike findet eine schöne Stelle am wilden Bergbach und Jaron will natürlich ganz dringend und schnell ans Wasser. Dort kann man Steine schmeißen und trinkende Bienen entdecken. Wir bleiben zu dritt und können die gemeinsame Zeit gut genießen.

06.08. – MaJo, ein Wiedersehen

Auch wenn die Womoführer ein wenig veraltet sind, zumindest das Konzept, so schadet es keinesfalls sie dabei zu haben. Aus dem Führer Südtirol fahren wir einen Teil der Tour 12. Die Landschaft der Dolomiten ist großartig. Die Schartigen Spitzen und beeindrucken Couloirs fesseln den Blick und laden zum verweilen und Wandern ein. Bei dieser Hitze ist die Mittagszeit dazu allerdings nicht geeignet, so dass wir erst mal Siesta machen bevor wir auf dem Adolf Munkel Weg unter den Gaislochspitzen vom Regen überrascht werden.

Fabian ärgert sich ein bisschen, denn es ist eigentlich ziemliches Amateurverhalten in den Bergen nur in T-shirt loszulaufen, auch wenn am Start der Tour die Sonne lacht und es eher ein Spaziergang ist. Halb so schlimm, wir verkriechen uns unter Schutz spendenden Nadelbäumen und futtern Müsliriegel. Es hätte richtig gemütlich sein können, aber die beeindruckend großen Waldameisen haben wohl etwas dagegen, dass wir uns mitten ihrer Hauptverkehrsader nieder gelassen haben.

Jaron ist auf dem Weg berghoch die ganze Zeit auf seinen eigenen Beinen unterwegs. Wir brauchen zwar lange, dafür zeigt uns unser neugieriger Sohn wieder einige Seitenblicke, die wir sonst verpasst hätten. Es wird sogar ein Fels am Wegesrand entdeckt an dem wir eine Miniboulderpause machen. Auf dem Weg hinunter muss dann aber doch die Kiepe zum Einsatz kommen, nicht schlimm, denn für 2,5 Jahre hat der kleine Wandersmann beeindruckend gut durchgehalten.

Unsere Fahrt führt uns weiter durch die Touristenhochburgen der Dolomiten. Wir finden es ganz amüsant beim Durchfahren die Menschenmengen zu beobachten, lassen aber die Konsumtempel ohne Bedürfnisse an uns vorüberrauschen. An unserem Ziel für den nächsten Tag machen wir eine kleine Fotopause. Die Steinerne Stadt unter dem „langen Stein“ (Langkofel) und die umgebenden Berge bieten ein wunderbares Schauspiel. Unsere neue gebrauchte Kamera kommt zum Einsatz. Die 7d hat es nun wahrlich hinter sich und fristet ihren Lebensabend als Ersatzbody. Unsere neue Kombi, eine gebrauchte 5d Mark III mit dem 24-105 is von Canon ist ein Traum für die Reisefotographie und hat sich schon jetzt bewährt. Allerdings muss man sich erst mal an das Fotographieren im Kleinbildformat gewöhnen, die Bildqualität ist in der Tat  nochmal von einem anderen Stern.

Unser Stellplatz ist heute alles andere als Einsam. Der Camping Miravalle in Campitello di Fassa ist ein Riesenbumms und vollgequetscht mit weißen Ducatos. Wie ein bunter Hund steht Karl zwischen den ganzen Standardwomos. Der T3 unserer Freunde Joana und Mark (MaJo) verheißt ein freudiges Wiedersehen. Mit von der Partie sind auch die frisch verheirateten Freunde, die noch im Zelt unterwegs waren.

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Großer Vorteil des Campingplatzes: trotz des Sturzregens können wir alle zusammen mit Lucy und Paul im Speiseraum Gemüse und Couscous genießen und Jaron hat genügend Platz zum toben.

07.08. bis 08.08.2018 – Das ist Urlaub

Die Sonne strahlt und wir freuen uns, dass die Sachen von letzter Nacht trocknen können. Bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen freuen wir uns auf das Bouldern in der Cita di sassi. Bis wir loskommen dauert es dann aber doch, alles aufräumen, abbauen, Frischwasser und so weiter nimmt mehr Zeit in Anspruch als Mark gedacht hätte. Den Pass rauf zum Langkogel fahren wir dann vor Karl. Der betagte und tapfere VW Bus raucht ganz schön. Mark sieht es gespannt und plant schon mal den Dieselfilter zu wechseln.

Der Parkplatz kostet fünf Euro, wäre ja auch schlimm, wenn der Besitzer des Hotels sein hohes schweizer Vermögen nicht noch mehr ausbauen würde. Wir freuen uns aber, weil die Einweiser sagen, wir könnten hier über Nacht bleiben – trotz der Camping verboten Schilder. Ausgerüstet mit Crashpads und Picnic geht es in den Irrgarten aus großen Felsblöcken die im Laufe der Zeit vom Langkofel abgebrochen sind. Hatten wir gedacht bei den ganzen Autos am Ausgangspunkt der Gondel wird es zu voll, finden wir uns schnell ganz alleine zwischen den Kalksteinen.

Die ersten Spots sind schnell gefunden, der Stein noch nicht zu abgegriffen und wir bezwingen einige Probleme in traumhafter Landschaft. Jaron kann klettern und toben, aber eine Schramme auf der Stirn und eine „große ‚eule“ (will sagen: Beule) bleiben nicht aus. Egal ob nackt in der Sonne liegen, auf der Hängematte Faulenzen oder in erlesener Gesellschaft die Finger lang ziehen, wir genießen das Lebensgefühl unter der Sonne der Dolomiten in der steinernen Stadt.

Die Umgebung des Langkofel am Passo die Sella

Ein Zaubertrank (Bier) frischt die Kräfte wieder auf und wir halten auch die kleinsten Leisten, so schön und entspannt war Fabian schon lange nicht mehr bouldern. Das Leben um uns herum spriesst, das grün ist satt und an allen Ecken und Enden blühen Bergblumen. Sogar das eine oder andere Edelweiss entdecken wir. Irgendwann nähert sich die Sonne jedoch dem Horizont und wir suchen uns einen Weg aus dem Irrgarten heraus. Unser kleinster Kletterer lässt sich indes nicht einen Meter tragen und überwindet in beeindruckendem Maße die für ihn großen Hindernisse.

Wieder am (jetzt leeren) Parkplatz bringen wir die Bullis in Position, bauen die Stühle und Tische auf und fangen an zu kochen. Das Licht ist fantastisch und nicht nur Joana verbringt eine ganze zeit mit Fotographieren. Fabian ist zum ersten mal in den Dolomiten und einfach begeistert von den himmelsstrebenden Steintürmen im Abendlicht.

Leider bleibt unser leckeres Abendessen mit exzellenter Aussicht nicht ungestört. Ein aufgebrachter Schweizer mit roten Wangen kommt schnurstracks zu uns und teilt mit: „Essen oder übernachten ist hier verboten oder.“ Naja, er ist der Chef und wir sagen nichts von dem Versprechen der Parkeinweiser, weil wir ihnen keine Schwierigkeiten bereiten wollen, der Manager wirkte in seinem verkniffenem Anzug nicht gerade mild gestimmt.

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Wir müssen uns nach 20:00 noch einen anderen Stellplatz suchen, zum Glück gibt es neben der Straße eine Menge Möglichkeiten, die werden allerdings durch alle arten von Campern genutzt. Man sieht eine Menge Crashpads und Kletterequipment. Wir finden ein Plätzchen neben der Straße vor einer Betonmauer. Ein paar hart gesottene haben sogar ihr Zelt aufgebaut. Waren wir erst frustriert, dürfen wir jetzt ein einmaliges Schauspiel beobachten. In der Ferne zucken immer wieder Blitze über die Bergspitzen. Bis tief in die Nacht ist das Wetterleuchten über der Marmolata zu sehen, einfach beeindruckend. Man weiß eben nie, wofür etwas gut ist – vom alten Stellplatz aus hätten wir das nicht mitbekommen.

Wir bezahlen auch am nächsten Tag den Parkplatz und heute nehmen wir Seil und Klettergurte mit. Jaron ist wieder auf Zack, es gibt hier auch unzählige Dinge zu entdecken und eine Menge Boulderprobleme für 2 1/2 Jährige. Wir machen etwas genial kluges und gestalten auch diesen wundervollen Tag genauso genussvoll und herrlich wie den Vorhergehenden. Sonne Hängematte und die Dolomiten, dazu Plaisirrouten im besten Kalkstein – ein Traum.

Wir fahren über den Passo Valparola weiter und übernachten dort auf ca. 2100 m gemeinsam mit einer Menge anderer Camper. Während Rike kocht turnen Jaron und Fabian noch über die Steine und beschauen sich den ganzen Stellplatz von oben. So richtig gut schlafen wir allerdings in dieser Nacht nicht, ob es an der Höhe liegt?

09.08. bis 10.08.2018 – Was man so alles ins Wasser schmeißt

Es folgt ein Tag mit Roadtripcharakter, nachdem wir uns von den anderen getrennt haben, machen wir am Lago di Auronzo gemeinsam mit einer Menge Touristen Pause. Ihr könnt euch denken, was Jaron an einem See treibt? Richtig, eine Menge Steine und Äste finden ihren Weg ins Wasser. Es gibt leckeren Kaffe und Gebäck, dann geht es weiter zur Forcella lavardet. Die Tour 220 aus dem Denzel gilt als Schotterklassiker, ist aber einfach zu fahren und landschaftlich nur leidlich Spektakulär. Jaron lässt sich von der „Wackelstrecke“ in den Schlaf schaukeln und wir nutzen die Gelegenheit und lesen sowie Faulenzen neben der Strecke.

Anschließend finden wir bei einer kleine Syncrotour im Wald, am Ende der Tour keine ngeeigneten Schlafplatz und entschließen uns, die paar Kilometer weiter zum Lago di Sauris zu fahren. Der ist zwar schön, bietet aber kein Schlafplatzpotential. In der Sonne machen wir eine Kekspause am See. Die Stimmung bessert sich und wir genießen den Ausblick von der kleinen Landzunge. Unser Sohn sucht auf der Wiese emsig nach Steinen, die er ihrer natürlichen Bestimmung zuführen und ins Wasser schmeißen möchte. Wir lassen ihn stöbern nicht ahnend, was in dem kleinen Köpfchen vorgeht. Plötzlich fliegt in hohem Bogen eine Kindersandale ins Kühle nass und stolz steht Jaron am Ufer.

In nahezu todesmutiger Aktion rettet Fabian das Schuhwerk und gibt die tropfende Sandale zurück an seinen Sohn. Jetzt müssen die Eltern ihren Sprössling natürlich darauf hinweisen, mit dem gebotenen Ernst ;), dass man keine Schuhe in Seen schmeißt. Dabei brauchen wir alle unsere Selbstbeherrschung um nicht laut loszulachen. Ein Schmunzeln auf unseren Lippen können wir dann doch nicht vermeiden, er kann aber auch wirklich weit werfen für einen kleinen Dotz. So richtig zufrieden sind wir mit der Übernachtungssituation nicht, finden aber einen kleinen gemütlichen Campingplatz nordwestlich des Stausees und, auf Selbigem, einen tollen Spielplatz. Jaron ist glücklich, was will man mehr 🙂

Müll entsorgen, Duschen, Wasser bunkern, ihr kennt die Spielchen auf dem Campingplatz schon. So richtig fertig sind die Sanitäranlagen hier noch nicht, aber die Arbeiten laufen. Wir fragen uns, ob sich das Investment hier wohl lohnt, wünschen dem sympathischen Camp mit seiner lustigen Empfangsdame aber viel Erfolg.

Was folgt ist eine geniale Schottertour mit magischer Stimmung über den Berg nach Norden Richtung Forni Avoltri. Von nebligen Hochtälern mit kleinen Tümpeln über Wege in lichtem Wald mit glücklichen Kühen (mit Hörnern) ist alles dabei. Während der Mittagspause nimmt Jaron mich und seinen Wanderstock auf eine kleine Entdeckungstour entlang der Piste mit.

Am Tagesziel, einer Wanderung nördlich Forni Alvoltri, warten wir einen kleinen Schauer ab und spazieren dann am Bach entlang. Jaron jauchzt vor Freude, wir finden richtig gute große Steine und Brücken. Außerdem gibt es lustige Würmer zu sehen und Pfützen zu durchqueren. Viel Strecke machen wir nicht, aber das ist der Rhythmus in dem wir unseren Urlaub im Moment genießen und manchmal auch aushalten.

Einen planbaren Schlafplatz gibt es weit und breit nicht, wir fahren ins Blaue. Wir entscheiden uns spontan für einen kleinen Waldweg nahe Colina Richtung Norden auf dem Weg zum Plöckenpass und finden ein heimeliges Plätzchen neben einem riesigen Hügel von Waldameisen. Hier verbringen wir eine der ruhigsten Nächte, die Stille im dunklen Wald ist wohltuend und fast ein wenig magisch. „Vanlife“ at its best.

11.08. bis 12.08.2018 – Zum Lago del Predil

Fabian freut sich schon auf die nächste Schotterour zum Plöckenpass, die ebenfalls grandiose Aussichten verspricht. Die Enttäuschung folgt am Refugio Tolazzi, die Durchfahrt ist verboten. Nicht das wir eine Menge toller Erlebnisse gesammelt hätten, wenn wir uns immer an alle Regeln halten würden, aber wir sehen eine Menge Wanderer und Mountainbiker und die möchten wir nicht stören, in dem wir uns mit dem Bulli immer wieder an den Freizeitsportlern auf der engen Piste vorbeidieseln.

Also kehrt machen und die Sackgasse zurück fahren. Natürlich können wir es dann doch nicht lassen und ignorieren ein Schild an einem bewaldeten Berg, der deutlich einsamer aussieht. Wir machen etwas Verbotenes, wie aufregend. Es folgt eine ebenso aufregende Tour über verlassene Waldwege, teils so zugewachsen, dass wir feststellen müssen: hier ist schon ganz lange niemand mehr lang gefahren. Rikes Navigationskünste sind nun wirklich gefragt, die Wege sind auf keiner Karte verzeichnet und auf Google maps sieht man nur Wald.

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In der Nähe von Rigolato kommen wir wohlbehalten wieder auf eine leider geteerte Straße und setzen unseren Weg gen Osten fort. Unser Sohn hat es sich zur Angewohnheit gemacht, die Schottertouren zu verschlafen. Gut für uns, so können wir Erlebnis und Landschaft mit ungeteilter Aufmerksamkeit genießen.

Bei einem Spar südlich von Paluzza decken wir uns mit neuen Lebensmitteln und Leckereien ein, und erkunden anschließend ein bisschen die Gegend. Wir sind wieder mit MaJo verabredet und wollen uns schon mal nach einem Schlafplatz umsehen. Fabian hatte einige Optionen vor dem Urlaub mit Hilfe von Satellitenbildern raus gesucht und auf einer Papierkarte verzeichnet. So ist man nicht von park4night und „Allerweltsplätzen“ abhängig, dafür kann auch mal eine herbe Enttäuschung dabei sein.

Neben einem trockenen Bachbett nördlich von Piano d’arta warten wir einen Regenschauer ab. Der Platz ist zwar schön, aber nicht atemberaubend, außerdem haben wir gewisse Zweifel, dass der T3 von Joana und Mark diesen Ü (kurz für Übernachtungsplatz) erreichen kann. Also kleines Update per Handy, neuer Treffpunkt ist Arta Terme. Wir kochen schon mal Kaffee und packen Kekse aus, pünktlich treffen unsere Freunde ein. Die Ankunft hat Jaron verschlafen und ist somit ein bisschen verwirrt, dass wir zu fünft im Bert sitzen.

Als Ziel suchen wir uns einen der Google Maps Plätze aus, Majo fahren vor. Der T3 raucht fast gar nicht mehr, zur Reparatur hatten die beiden aber den zufällig vorbei kommenden VW Nutzfahrzeugemechaniker gebraucht. Unser Ziel südlich von Resiutta entpuppt sich als Glücksgriff, während die „normalen“ Womos oben neben der kleinen Straße bleiben müssen, nehmen wir eine unscheinbare, unbefestigte Abfahrt zum Rio Resartico und freuen uns über die Aussicht und die Nähe zum Bergbach.

Jaron kann im Bergbach an großen Felsen und Steinen seine Kletterkünste ausbauen und eben machen, was Kinder am Bach machen, während die „Erwachsenen“ die Seele baumeln lassen. Wir bauen unser Camp auf (Rike und ich beschließen, dass wir auch eine Markise wollen) und zum Abschluss des Tages gibt es leckere Pfannekuchen (Übersetzung für Berliner: Eierkuchen) mit Zwiebeln, Tomaten und Käse. Manchmal komme ich allerdings an die Grenzen meines Verständnisses für die Anatomie von 2 1/2 -Jährigen, immer wieder Frage ich mich, wie so viel Essen in einen so kleinen Körper passen kann.

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So ein bisschen muss Karl sich schon quälen auf dem Passo del Predil zum gleichnamigen Lago. Er schafft es und hält tapfer durch, wir sind aber nicht traurig, dass in unserem T4 2,5 l Hubraum das Leben leichter machen. Es ist Sonntag und wir sind nicht die einzigen, die die Idee haben den schönen Bergsee zu besuchen (bei strahlendem Sonnenschein). Wir fahren zu dem uns bekannten Parkplatz am Nordende des Sees und finden eine Lücke zwischen den anderen Fahrzeugen.

Dann sind wir überrascht, die kleine Insel direkt am Strand ist gar keine Insel mehr. Der See ist bestimmt 1,5 m tiefer, als bei unserem letzten Besuch 2015. Das stört uns aber nicht, wir liegen in der Sonne, lesen, trinken Kaffee und essen Kekse und leben in den Tag hinein. Mark füllt das Packraft mit Luft und jeder darf mal eine Runde auf dem See drehen. Ein besonderes Verhältnis bildet sich zwischen Jaron und Joana, unser Sohn vertraut ihr vollständig und so machen die beiden eine Bootspartie zu zweit. Jaron findet dann noch zwei Gefährten, zufällig ist auch eine andere Familie aus Aachen mit ihrem T5 am Platz. Wir sind beeindruckt, wie viel Ausrüstung die in den kleinen Transporter bekommen haben und trotzdem noch drin schlafen können. Vom Wildwasserkanu bis zum Mountainbike ist alles dabei.

Im Laufe des Tages kommt noch eine Frau die für das Parken kassiert, aber wir dürfen 24 h für 6 € bleiben und auf dem Platz übernachten. Es gibt sogar Dixieklos in einer netten Holzverkleidung. Nicht so schlecht, denn für größere Geschäfte ist bisweilen eine aufwändige Logistik nötig, weder wir noch MaJo haben eine Toilette an Bord und natürlich sch… wir nicht einfach in die Gegend. Gegen Abend leert sich der See und auch unser Parkplatz. Wir parken nochmal um, gerade rechtzeitig bevor mehrere Caddies und VW Busse auftauchen, nicht gerade ein Geheimtipp unser Spot.

13.08 bis 14.08.2018 – Ein kurzer Abstecher nach Slowenien

Es ist etwass kühl, aber wir genießen die nun deutlich einsamere Morgenstimmung am Lago del Predil bevor wir nach Kal Koritnica in Slowenien fahren. Rike erinnert sich an das dortige Klettergebiet und den Weg dorthin, es passt gut zur weiteren Route von Joana und Mark. Die beiden wollen über den Balkan und die Türkei in den Iran reisen. Nach einigen Unstimmigkeiten zwischen Rike und Fabian bezüglich des Zustieges zum Fels, können wir die Kletterei und den Tag doch noch genießen. Die Aussicht auf die Soca ist herrlich.

Wir bummeln ein bisschen und fahren ziemlich spät los zum Campingplatz Kamp Lazar in Kobarid. Auch diesen Ort kennen wir schon aus 2015 und er ist immer noch genauso sympathisch wie wir ihn in Erinnerung haben. Wir haben noch schnell etwas eingekauft und dürfen außerhalb der üblichen Zeiten noch Brot bei der Rezeption für den nächsten Morgen bestellen.

Mark hatte schon am Vortag eine leckere vegane Bolognese gemacht und wir stürzen uns auf die Reste. Das Tomate-Fenchel Gemüse von Fabian tritt da eher in den Hintergrund, wird aber auch noch leer. Übrigens hatten wir unsere ursprünglichen Reisepläne geändert, wir wollten nämlich eigentlich die ganze Zeit in Slowenien verbringen, hatten uns aber dagegen entschieden wegen des vergleichsweise hohen FSME Risikos. Die Zeit hatte für eine Impfung nicht mehr gereicht. Wir konnten aber heraus finden, dass der norwestlichste Zipfel von Slowenien von endemischen Zecken nicht betroffen ist und können daher beruhigt ins Bett gehen.

Am nächsten Tag heißt es dann Abschied nehmen von MaJo. Wir machen noch einen gemeinsamen Spaziergang an der Soca zu einem Wasserfall in einer Höhle. Waren wir 2015 ganz allein dort, wimmelt es nun vor Leuten und wir treffen sogar auf eine Canyoninggruppe. Wir wünschen Joana und Mark alles gute für ihre tolle Reise und freuen uns darüber ein paar Tage mit ihnen verbracht zu haben.

Unser nächstes Ziel ist der Tagliamento. Die berühmte Pistenkuh hat uns verraten, wo wir in das riesige Kiesbett des ungebändigten Flusses fahren können und Fabian ist schon ganz heiß. Zuvor gibt es noch eine kleine Schottertour den Stol hinauf mit schönen Ausblicken auf und über das Tal sowie die gegenüber liegenden Berge. Auch diese Tour ist sehr einfach zu fahren, nur sollte man keine falschen Abzweigungen nehmen.

Wir staunen nämlich nicht schlecht, als aus der gut ausgebauten Piste plötzlich ein haariger mit Gras bewachsener Weg wird. Links geht es hundert Meter steil bergab, rechts liegen große Felsen und Steine. Es wird enger und enger und immer mehr beschleicht uns das Gefühl, dass wir etwas falsch gemacht haben. Auf einem kleinen Plateau steigt Fabian aus und geht zu Fuß die immer schlechter werdende Fahrbahn hinauf und muss feststellen, dass sie vor einem Gatter endet.

Wir schnaufen einmal durch, und kehren um. Rutschiges Graß und enge Wege sind bergab nicht gerade entspannter zu fahren als bergauf, aber wir kommen wohl behalten auf dem vertrauten Schotter wieder an. Jetzt finden wir die richtige Piste und die ist in noch besserem Zustand als die Auffahrt.

Nach den Regenfällen gibt es tiefe Pfützen und Fabian freut sich über ein seichtes „offroad“ Feeling. Ganz versunken in die schöne Tour – plötzlich knallt es laut als wir eine große Pfütze durchfahren. Wir schrecken auf und machen uns Sorgen über den metallischen Klang des lauten Geräusches. Fabian steigt aus und guckt sich Bert genau an, findet erst mal nichts. Rike tadelt den Fahrer für seine zügige Gangart, allerdings sind wir beide erleichtert als sich heraus stellt, dass es nur Rikes Tolino war, der in die Spüle geknallt ist.

Auf eher langweiligen Straßen geht es über Tarcento Richtung Tagliamento. Wir machen noch Halt an einem Supermarkt und müssen dort länger verweilen, weil uns ein beeindruckender Platzregen den Weg zum Bulli verweigert. Es ist schon dunkel als wir in Dignano ankommen und auf die Brücker über den Fluss fahren. Wir nehmen die erste Abfahrt runter zum Kiesbett, fahren aber erst mal nur ein kurzes Stück, denn wir wollen schlafen und im Dunkeln möchten wir nicht in ein unbekanntes Flussbett fahren.

Wir schlafen leider gar nicht gut, weil gegen 23:00 Uhr ganz in der Nähe in einem Partyzelt der Bass hochgedreht wird. Wir sind tüchtig verdattert und verlegen unseren Standort nochmal, aber ganz entgehen können wir der störenden Elektromusik nicht. Verrückt die Italiener.

15.08. bis 17.08.2018 – Tagliamento – ein Lebensgefühl

Sind wir bei Wolken und Regen angekommen am Tagliamento, so begrüßt uns der neue Tag mit herrlichem Sonnenschein. Wir packen Stühle und Tisch aus und genießen Aussicht und Wetter. Die Musik schallt übrigens immer noch aus dem Zelt, die Italiener haben wohl die ganze Nacht durchgetanzt. Wir fragen uns, ob der 15.08. wohl ein besonderer Tag in Italien ist. Der gute Katholik schlägt sich jetzt vielleicht den Handballen vor die Stirn, aber wir müssen erst mal recherchieren und finden raus, dass es Mariä Himmelfahrt ist, einer der wichtigsten Feier- und Familientage in dem Land am Mittelmeer.

Immer mehr Autos kommen jetzt die Brücke runter und fahren auf den Schotterwegen an den Fluss. Wir sehen deutlich, das so manche Familie ihre Kundschafter schickt, die die besten Plätze schon mal reservieren. Etwas später kommt dann die volle Dröhnung mit Anhänger, Pavillon und Grill. Die Stimmung ist heiter und ausgelassen, wir fühlen uns fast wie auf einem Festival. Allerdings hatten wir eigentlich gehofft, etwas einsamer und ruhiger zu stehen, da haben wir wohl die Rechnung ohne die Kirche gemacht.

Wir fahren zur nächsten Brücke, denn dass ist der eigentliche Einstieg von Pistenkuh, in der Nacht haben wir eine „Abfahrt“ zu früh genommen. Direkt am Westufer ist der richtige Punkt und von dort können wir viel weiter auf das Kiesbett fahren. Dabei nutzen wir nur Spuren die schon existieren und offensichtlich ein wenig häufiger benutzt werden, immerhin haben wir ein bisschen schlechtes Gewissen, in dieses Ökosystem einzudringen, da wollen wir nicht noch mehr kaputt machen.

Aber der Reiz und die Schönheit ist einfach vollkommen und da wo uns unser Bert hinbringt, folgen nur noch Einheimische mit echten Geländewagen. Nur vereinzelt sehen wir noch Landcruiser und Defender, die nicht so schonungsvoll mit dem Kiesbett umgehen wie wir. Ganz am Ende, ca. 2 km von der Brücke entfernt treffen wir noch eine kleine Gruppe die sich hier häuslich eingerichtet haben. Der Fluss versperrt die Weiterfahrt, hier braucht man schon deutliche schwereres Gerät um durch zu kommen.

Kaum haben wir angehalten kommt ein Österreicher hinter seinem Bremach TGR hervor und erklärt uns aufgeregt, dass wir hier nicht stehen bleiben können, da der Platz für seine Freunde reserviert ist. Naja, wir stellen fest, dass nicht nur Deutsche eine Handtuchmentalität haben und lassen den Krawalldackel hinter uns, fahren ein wenig zurück und finden endlich was wir gesucht haben, eine ruhige Stelle mit fantastischer Aussicht mitten im Bett des Tagliamento. Für Fabian wird ein kleiner Traum war und diesmal ist es amtlich, ohne Allrad ist hier nichts zu machen.

Wir lassen uns treiben vom freiheitlichen Gefühl, bauen Staudämme, planschen im Wasser, essen leckere Sachen und freuen uns über Jarons unermüdlichen Spieltrieb. Ob man jetzt Anziehsachen anhat oder nicht interessiert hier so richtig keinen – hab ich schon erwähnt dass wir uns frei fühlen? Für die Übernachtung verlassen wir das Flussbett, auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, in dem Riesigen Gebiet davongespült zu werden, aber es ist ohnehin egal wo man hier steht, es ist einfach traumhaft.

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Der nächste Tag begrüßt uns wie der letzte und es widerstrebt uns ungemein, den Heimweg anzutreten. Wir trödeln, fahren nochmal an den alten Platz und lassen uns die Sonne auf die nackte Haut scheinen, aber irgendwann ist es unvermeidlich und wir brechen auf. Die Auffahrt auf die Brücke ist schon in Sicht, da drehen die Räder durch und der Bulli gräbt sich ein. Vor, zurück, Differentialsperre rein – nichts zu machen. Jetzt kommt der Klappspaten zum ursprünglichen Einsatz. Bis jetzt hatte Jaron das Werkzeug beim Staudammbau für sich beansprucht und Fabian musste sich mit der kleinen Gartensschaufel zufrieden geben, diesmal allerdings braucht es doch ein bisschen mehr Körperkraft um den Bus freizuschaufeln.

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Es geht schneller als gedacht und zum Glück ohne die Sandbleche, die wir zu Hause gelassen hatten. Durch schmale Sträßchen schlängeln wir uns durch das Friaul nach Norden, machen noch eine Kaffeepause am Oberlauf des Tagliamento, natürlich nicht ohne einen Staudamm zu bauen, und fahren dann wieder Richtung Südtirol. Wir müssen wieder durch Cortina d’ampezzo und sind ziemlich enttäuscht von dem Gefühl die ruhigen und einsamen Ostalpen verlassen zu müssen. Kurz bevor wir Italien verlassen essen wir abends dann doch noch eine Pizza.

Es gibt noch viel zu erkunden im Friaul und Slowenien, wer gerne abseits des Trubels einen ruhigen Urlaub sucht, ist hier genau richtig. Die Berge sind zwar nicht so hoch und spektakulär, dafür aber genauso schön. Wir wären gerne länger geblieben, wissen jetzt aber, dass wir eine wunderbare Anlaufstation haben, bevor es weiter auf den Balkan geht. Wir hoffen, dass wir das schon 2019 erleben dürfen.

Unser letzter Ü auf dem Heimweg, irgendwo in Österreich