Welches Basisfahrzeug?

Basisfahrzeug

Bulli oder Sprinter, Kasten oder Kombi, Bus oder Caddy, Mercedes oder Fiat, im wahrsten Sinne des Wortes: Die Qual der Wahl. Wer den Lebensstil im mobilen zu Hause genießen möchte, wer Teil der Vanlife Community werden oder einfach nur schöne freie Urlaube erleben möchte, braucht eben ein Fahrzeug dafür. So weit so einfach, gibt es eine Unzahl an Gedanken zu prüfen, dabei gilt es Komfort, Flexibilität und Finanzierung in Einklang zu bringen. Welche Gedanken sollte man sich also zur Basis machen? T2 Bulli oder voll ausgestatteter Ducato?

Ganz am Anfang halten wir folgende Gedanken für wichtig:

  1. Möchte ich ein rundum sorglos Paket oder möchte ich selbst ausbauen?

  2. Mit wie vielen Personen werden wir reisen?

  3. Was sind die Reiseziele bzw. vor allem, wie ist das Wetter dort?

  4. Möchte ich gern selber an der Technik schrauben?

  5. Wie groß ist das Budget?

1. Wenn man sich dafür entscheidet, ein Wohnmobil mit allem drum und dran zu kaufen, dann ist man recht schnell fertig. Man guckt, was man sich leisten kann und schlägt zu. Die meisten weißen Kisten sind auf Ducatobasis gebaut, damit macht man nicht viel falsch, hat dafür aber auch nicht die Befriedigung der Individualität und bestimmt auch keinen Hingucker. Wenn das reicht, und das ist nicht wenig, dann ran an die Buletten. Wer jetzt denkt, das ist aber spießig oder wo bleibt der der Kultfaktor, der sollte noch mal in sich gehen. Ist das wirklich so schlecht? Kann ich schrauben? Will ich Zeit für den Ausbau investieren? Kann ich auf einen gewissen Komfort verzichten? Versucht einfach mal eine Nacht ergebnisoffen drüber zu schlafen.

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Ihr wollt selbst ausbauen? Sehr gut, das ist auch unser Weg, aber das soll nicht heißen das er zwingend der für euch richtige ist. Habt ihr das Werkzeug, habt ihr den Platz? Habt ihr Freunde die euch helfen? Es geht auch alles, wie bei uns, im Wohnzimmer, macht aber viel Dreck 😉 Nebenbei, selbst mit den schnellen und günstigen Varianten die wir euch beschrieben haben (Schnelles Bett gebaut, Schnelle Küche gebaut) kommen Kosten auf euch zu. Hier gilt es realistisch zu kalkulieren.

2. Logisch und simpel, aber wichtig: es müssen genügend Sitzplätze zur Verfügung stehen. Bei eurer Suche nach dem Traumfahrzeug werdet ihr merken: vieles im Bereich Vanlife und Womo-Reisen ist für zwei Personen und nicht für Familien ausgelegt. Beachtet das auch in eurer Raumplanung.

3. In Spanien und Griechenland kann man auch im Winter häufig noch gemütlich im Dachzelt auf dem Defender schlafen. Wer im Winter Polarlichter sehen will, der braucht eine Menge Kältetoleranz und einen sehr guten Schlafsack. Wenn Ihr also ein Klappdach oder Dachzelt favorisiert, dann macht euch klar, wie viel Wind und Kälte ihr bereit seit, zu akzeptieren. Gar nicht so selten haben wir schon erlebt und gehört, dass Reisende mit Zeltlösung eher unangenehme Nächte auf den Autositzen verbracht haben.

Soll es ganz kalt werden, also Sibirien oder so, dann muss man sich sehr genau mit dem Thema Isolierung und Kältebrücken auseinander setzen. Dabei ist unsere Empfehlung: wenn ihr in 10 Jahren vielleicht mal in die Mongolei wollt, hat es wenig Sinn, jetzt ein Expeditionsmobil zu bauen, an dem ihr schraubt anstatt zu reisen und es dann mühsam durch Eurapo quält. Überlegt euch, was ihr in den nächsten drei Jahren machen wollt und dann legt ihr los.

4. Ihr seid KFZ Meister und kriegt jede Mühle wieder flott? Sehr gut, das ermöglicht euch einen großen Spielraum. Ihr denkt ihr habt zwei linke Hände und müsst für alles in die Werkstatt? Dann plant das ein. Am VW T4 kann man viel selbst machen und noch mehr lernen in einer tollen Community / Forum, aber Reparaturen in der Werkstatt sind nicht ganz günstig. So oder so, lasst das, was ihr machen könnt oder lernen wollt, in eure Überlegungen einfließen.

5. Hier gelangt man an seine natürlichen Grenzen. Ihr wollt einen tollen kultigen VW T3? Dann plant mal ein paar Tausender (ich würde sagen mindestens 2500 €) für Reparaturen kurz nach dem Kauf ein. Ganz wichtig, wenn ihr alte, kultige Gebrauchte kauft: achtet auf den Rost! Wir können aus eigener leidvoller Erfahrung sagen: es ist einfacher und günstiger einen Motor auszutauschen, als eine Karosserie zu restaurieren! Ihr habt keine Lust auf eine Dauerbaustelle? Dann sollte es ein modernes Auto sein. Dabei bekommt man dafür schneller Probleme, die man aufgrund von Elektronik, Elektronik, Elektronik kaum noch selbst in den Griff bekommt.

Unsere Lösung heißt: VW T4. Die 2,5 TDI Motoren haben genug Drehmoment und sind echte Langläufer. Sicherheit und Fahrkomfort sind auf einem guten Niveau, trotzdem kann man viele Sachen selbst tauschen und reparieren. Die Community ist einzigartig und sehr hilfsbereit. Wir können im langen Radstand mit Hochdach 4 1/2 Sitzplätze und 4 Schlafplätze realisieren und haben keine Nachteile durch irgendeine Zeltwand. Gleichwohl sind wir schmal und wendig genug, um auch in den Bergdörfen Italiens durch (fast) jede Gasse zu passen. Der Kultfaktor fehlt auch nicht und die Sache ist zwar teuer, aber bezahlbar. Eine tolle Küche passt auch noch rein, auf Dusche und Toilette verzichten wir. Letzteres ist wohl nur sinnvoll in einem T4 für zwei Reisende zu machen. Allrad und Höherlegung sind nochmal ein anderes Thema (Allrad?).

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Ob ihr nun zum Vario oder seinen älteren Brüdern, einem VW Bus, einem Sprinter, einem Caddy, Peugeot Partner, Fiat Duacato, Renault Kangoo, Volvo V70, Unimog oder Iveco Daily greift, hängt also ganz davon ab, was eure speziellen Bedürfnisse sind. Schaut doch einfach mal bei einem Bustreffen, Vanlife-Treffen oder Ähnlichem vorbei, das Internet ist voll mit Terminen. Auch bei youtube könnt ihr euch unzählige „Roomtours“ rein ziehen, aber vorsicht, lasst euch nicht von der digitalen Welt vereinnahmen. Legt euch lieber in den Kofferaum eures Kombis am Strand von Korsika, als vor dem Computer über einen Luxuscamper zu philosophieren.