Peloponnes

Peloponnes – Ein Mittelmeertraum

23.03. bis 25.03. 2018 – Ein Weg und das Ziel

Endlich geht es wieder los, seit September sind mehr als fünf Monate vergangen – es wird Zeit, dass wir wieder in den Bulli-Urlaub fahren. So dachte zumindest Ich, denn Rike wollte lieber fliegen. Wir hatten uns nur allzuleicht überreden lassen, Ihre Schwester nach Leonidio im Süden Griechenlands zu begleiten. Anna schwärmte von dem tollen Ort mit den unvergleichlichen Kletterfelsen. Die Fotos sahen ganz nett aus und die Kita hat über Ostern auch zu, das passt doch.

Nur über das Wie der Reise wurde noch einige Tage diskutiert. Klar geht fliegen schneller, hat aber zwei große Nachteile: zum einen haut es Tonnen von Kerosin in die Luft und – der Bulli bleibt zu Hause. Wir konnten uns also durchringen mit unserem kleinen Womo zu fahren, obwohl wir nur zwei Wochen Zeit hatten.

Ganz im Reisefieber, habe ich schon Wochen bevor wir gen Ancona aufbrachen Blogs, Reiseberichte und Forenbeiträge gelesen und mir die (Halb)-Insel bei Google Maps genauer angesehen. Standplätze ausgelotet, die Route geplant und mich einfach drauf gefreut. Als wir dann am 23. März endlich Berts Motor (mit brandneuem Turbo) starteten standen uns erst mal ca. 1300 km bis Ancona und eine 23-stündige Fährfahrt bevor.

Für uns kein großes Problem, sobald man in den Bulli steigt, ist der Weg das Ziel. Unmittelbar nach dem wir die Schiebetür hinter uns geschlossen hatten, fing der Urlaub an. Auch das kleinste Mitglied der dreiköpfigen Reisegesellschaft ist schon ein erfahrener Womo-Urlauber und gibt bei den Fahrtzeiten den Takt an. Die erste Pause nutzen wir um uns im Supermarkt für den Urlaub einzudecken, auch Brennspiritus für unseren Kocher darf nicht fehlen.

Unsere erste Übernachtung ist irgendwo bei Bad Krotzingen unter einem Friedhof, nichts Erwähnenswertes, aber wir können feststellen, dass unser neues Bett im Hochdach ausgesprochen gemütlich ist. Auch Jaron schläft auf seiner Matratze im Kofferaum gut. Was für ein Luxus, bisher mussten wir immer aufwändig ein Bett bauen, der Kindersitz musste abgebaut, die Bank umgeklappt, Wäsche beiseite geräumt und die Sitzbank umgeklappt werden. Jetzt müssen wir nur noch anhalten und können schlafen gehen.

Gemütlich geht es bei bestem Wetter Weiter, die Schweiz begrüsst uns in guter Laune. Leider ist der Gotthard um diese Jahreszeit noch geschlossen, wir müssen durch den elendigen Tunnel. Zwischenstopps mit guter Aussicht am Sursee und unserem geliebten Lago Maggiore entschädigen dafür. Zur Krönung können wir in Cannobio schon unsere Lieblingseisdiele beehren und Rike bestellt natürlich cioccolato e pistacchio.

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Immer wieder schön, „unser“ Lago

Über die Fahrt durch die Poebene und unseren nächsten Stellplatz verliere ich besser keine Worte, es langweilt mich jetzt noch unermesslich, wenn ich nur daran denke. Endlich in Ancona angekommen brachten wir die üblichen Formalitäten hinter uns und konnten unsere Kabine auf dem Schiff der Minoan Lines beziehen. Eigentlich wollten wir ja Camping on Board machen, aber das geht erst ab dem 05.04. eines jeden Jahres. Wir haben die Überfahrt aber günstiger bekommen, so was wie Camping on Board „light“.

Trotz stürmischem Wind auf dem Sonnendeck, war Jaron ganz begeistert davon auf der Fähre zu toben, wir hätten ihn fast nicht wieder rein bekommen. Alles in allem war die Schifffahrt von Ancaona nach Patras über das adriatische Meer ereignislos. Nur etwa 3 Stunden vor Ankunft wurde die See etwas rauher und Fabian änderte die Gesichtsfarbe, zum Glück ohne sich das Mittagessen nochmal durch den Kopf gehen zu lassen.

Griechenland begrüsste uns mit ein bisschen Nieselregen, da es schon recht spät war, machten wir uns zügig Richtung Leonidio auf. Hatten uns die italienischen Mautstationen schon genervt, so mussten wir feststellen, dass die Griechen richtig übertreiben. Gefühlt musste man alle 15 km abstoppen und bezahlen. Was die Laune auch nicht besser machte, war, dass Fabian sich natürlich für Übernachtung und Abendessen, einen schönen Platz am Strand ausgesucht hatte, mit toller Aussicht, diesen konnten wir aber vor der Dunkelheit nicht mehr erreichen.

Wir kochten also auf einem kleinen Rastplatz und fuhren dann noch bis zur Ostküste der Peloponnes, wo die ersten wenigen Kilometer Schotterpiste auf uns warteten. Nicht unbedingt wie geplant, fanden wir einen schönen Stellplatz an einem kleinen pitoresquen Hafen ca. 50 km nördlich von Leonidio. Ziel fast erreicht 🙂

26.03. bis 02.04.2018 – Ein Traum aus Felsen

Wir brechen am frühen Morgen auf, ohne Frühstück und das trotz des tollen Blickes 😉 Grund ist: wir sind verabredet um in der kleinen BNB Wohnung unsere Klettertruppe aus Berlin und Irrel zu treffen. Angekommen an unserem Ziel stellen wir fest, dass Leonidio wirklich ein süßer Ort ist über dem beeindruckende rote Felsen tronen. Wir parken erst mal im Ort um auf unser Empfangskomittee zu warten und natürlich werden wir sofort angesprochen. Ein freundlicher Herr weist uns auf das „beste Restaurant der Peloponnes“ hin, der nächste Grieche begrüßt uns mit dem Aachener Klenkes (er hatte unser Nummernschild erkannt). Keine 10 Minuten und wir fühlen uns schon fast zu Hause, angenehm unaufdringlich sympathisch die Menschen hier auf der Peloponnes.

In dem süßen kleinen Gebäude gibt es leckere Pizza

Dann holt uns Rikes Schwester ab, sie guckt noch ein bisschen verschlafen aus der Wäsche, für die nächsten Tage wird unser Sohn den Rhyhtmus in der großen Ferienwohnung angeben. Da ist nichts mit lange schlafen. Während der Rest der Klettertruppe bestehend aus Anna, Felix, Flo, Uli und Andrew sowie Charlotte in der Wohnung nächtigen, ist für Bert Platz auf dem Hof vor der Veranda. Dort frühstücken wir erst mal in Ruhe, aber nicht allzu lange, denn der Fels ruft.

In den nächsten Tage haben wir einen immer gleichen Rhythmus. Entspannt schlafen (unser Kleiner lässt uns, er findet es wohl auch gemütlich im Bulli), dann in der Sonne frühstücken und anschließend klettern. Wie schön das Leben sein kann.

Die Umgebung um das Dorf ist der Traum eines jeden Kletterers. Routen en masse in fast allen Schwierigkeitsgraden mit traumhaften Aussichten. Ob mit Blick aufs blaue Mittelmeer, neben einem Kloster, dass sich spektakulär an den Fels schmiegt oder im Inland mit beeindruckenden roten Felsformationen. Der Kalkstein ist noch nicht abgegriffen, das merken die Finger. Wie Flo sich an Tag 5 mit seinen blutigen Greifern überhaupt noch am Felsen in der 7a halten kann ist uns ein Rätsel.

Der Klettertourismus entwickelt sich langsam und enstpannt, aber scheint den Einwohnern ein neues Geschäft zu erschließen. Es gibt ein süßes Café, das Pankjika. Der Name steht für einen Weg, der am Fels endet und soll daran erinnern, dass wir heute den Weg weiter gehen und den Fels erklettern. Gleichzeitig, so hab ich es verstanden, soll an die alten Zeiten erinnert werden, als vor allem die Hirten auf diesen Wegen wandelten.

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Frühstück im Panjika, das Müsli mit lokalem Yoghurt und Honig ist der Knaller

An allen Ecken und Enden erfahren wir Gastfreundschaft. Unser Vermieter bringt uns täglich frisches Obst oder Gemüse ohne auch nur ein bisschen Geld oder Gegenleistung zu erwarten. Die Bäckerin kommt aus ihrem Laden geeilt und schenkt Jaron ein Brötchen, dabei kaufen wir bei Ihr gar nichts und ein Apotheker kommt winkend aus seinem Laden gelaufen und schenkt Jaron ein Frischetuch. Überall fühlen wir uns willkommen.

Mit uns gemeinsam, allerdings in einer anderen Wohnung ist noch eine Truppe aus Berlin unterwegs. Immer mal trifft man sich am Fels, aber wenn man mit 18 Leuten eine Wand stürmt, dann ist es besser man klettert besser als 7a sonst gibt es nicht sonderlich viele Routen zur Auswahl. Noch ist es meist leer in den einzelnen Sektoren, aber wir haben das Gefühl, dass sich das alsbald ändern wird. Zu optimal sind die Bedingungen in dieser wundervollen Landschaft und Felsen gibt es hier ohne Ende.

Mal wieder Freude ohne Ende hat uns Jaron bereitet, völlig unkompliziert hat er sich, mit nur ganz wenig Knötterei, an die jeweiligen Bedingungen angepasst. Konnte er mal in einem Sektor in einem Bachbett frei toben, hat er es sich bei steilem Sicherungsgelände auf der Decke oder in der Hängematte gemütlich gemacht. Auch der Mittagsschlaf unter freiem Himmel war kein Problem. Natürlich hatte auch der Kleinste der Klettergemeinschaft immer einen Helm auf. Sehr praktisch war auch der Kinderklettergurt. Zwar hat Jaron seine Leidenschaft für das Klettern oder Schaukeln am Seil noch nicht so richtig entdeckt, aber in die Schlaufe am Rücken kann man eine Seilschlinge einhaken, so konnten wir unseren Sohn in steilem Gelände klettern lassen und hatten eine gute Sicherung. Das Toben und Klettern auf steilen Bergpfaden oder kleinen Felsen ist nämlich sehr wohl eine Freude für Jaron, dass sah man nach dem Urlaub auch den Schuhen an.

Die Offenheit und Fröhlichkeit unseres Sohnes begeistert uns immer wieder und kann richtig ansteckend sein. Da fällt es meist leicht, die kurzen Meckerphasen zu überstehen. Auch sonst kann man nur sagen, dass das Reisen im Bulli auch mit so einem Pampersrocker völlig unkompliziert ist. Wickeln kann man überall und wenn es warm genug ist, dann kann man auch mal einen Haufen auf den Strand machen.

02.04. bis 03.04.2018 – Ein Abenteuer

Aber auch der schönste Kletterurlaub muss mal ein Ende haben. Dieses begehen wir gemeinsam mit den anderen (Flo war schon abgereist, aber das ist eine andere Geschichte 😉 im Panjika. Köstlich waren nicht nur die Pizza in der kleinen Pizzeria in Leonidio (sympathischer Laden mit mächtigen kleinen Pizzen) und der Imam aus dem Ofen in der „Taverna“ sondern auch unser Frühstück in dem kleinen Klettercafé. Griechischer Yoghurt, lokaler Honig und knuspriges Müsli – lecker.

Wir machen noch ein paar Abschiedsfotos von dem hübschen Dorf und kaufen leider nicht auf dem Markt ein… wir hatten noch jede Menge Gemüse und Obst von unserem Vermieter übrig. Weiter geht es Richtung Süden zum kleinen Hafen von Poulithra. Der Blick zurück über die Bucht ist uns weitere Fotos wert. Danach verlassen wir die Küste Richtung Südwesten und klettern die ersten Serpentinen hoch. Immer wieder geht der Blick zurück und wir machen mehr als nur eine Pause um die herrliche und beeindruckende Sicht entlang dem Ufer zu genießen.

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Aber auch die Fahrt durch das Hinterland in Richtung Xili-Halbinsel offenbart wunderbare Landschaften. Sattes grün und unzählige blühende Pflanzen lassen uns in den griechischen Frühling eintauchen. Auf einer kleinen Blumenwiese auf einem Hügel abseits der Straße machen wir eine Pause und versinken ganz in Frühlingsgefühlen. Jaron darf derweil die Umgebung erkunden.

Eigentlich wollen wir gar nicht so richtig weg von diesem kleinen Blütenhügel, aber wir haben leider nicht ewig Zeit, immer schade, wenn man mit dem Bulli unterwegs ist. Also fahren wir weiter, die wilde Piste meistert der Syncro problemlos. Kleine Dörfer, alte Hilux und Datsun Pickups ziehen an uns vorbei. Niemand hat es eilig, keiner hat Stress. Wir fühlen uns auch auf der sonnigen Straße wohl. Langsam nähern wir uns dem Ziel, es ist noch früh am Nachmittag, Jaron ist gerade aus dem Mittagsschlaf aufgewacht und ein bisschen knötterig.

Eine kleine Pause verschafft uns die Gelgenheit unser Ziel auf der Karte genauer in Augenschein zu nehmen. Fabian hat es bei Goolge Earth ausgespäht, wir hoffen, dass es diesmal besser klappt als zu Beginn des Urlaubs. Unsere kostenlose Navisoftware-App Scout rechnet für einen recht kurzen Weg eine Menge Zeit. Wir sind erstaunt, so lange brauchen wir doch wohl nicht mal über die Piste die wir erwarten. Egal, wir machen uns erst mal auf den Weg.

Mit Rikes Navigationskünsten finden wir den Einstieg in die Piste. Rollen wir zunächst noch durch Olivenhaine die gerade genug Höhe für unser Hochdach bieten, wird die Vegetation im Verlauf immer wilder. Die Aussichten sind jetzt schon wundervoll, immer wieder taucht das Meer im Nordwesten oder Südosten auf während sich der Bulli über die Schotter auf der Halbinsel kämpft. Und wahrlich, es dauert lange, Fabian wird ein bisschen unruhig, denkt gar ans Umdrehen, aber diesmal besteht Rike auf der Weiterfahrt.

Nicht nur die Vegetation wird wilder, sondern auch die „Straße“. Das Gras in der Mitte wird höher und die Schotter gröber. Plötzlich, als wir um eine Kurve zirkeln, rennen vier Hunde wild kläffend auf den Bulli 4×4 zu. Wir sehen einen kleinen Unterstand und eine eingezäunte Schafherde. Allerdings kein Mensch weit und breit. Erneute Zweifel, indes auch bei Rike, kommen auf. Wir tuckern langsam über die kleine Weide neben dem Gatter, vorsichtig, damit wir keinen Hund erwischen.

Am Ende des „Hundegebiets“ bleiben wir wie angewurzelt stehen. Die Piste ist komplett zugewuchert, halb auf der Fahrbahn liegen Säcke mit Sand oder Ähnlichem, hier ist ganz sicher ewig niemand mehr gefahren. Was nun? Eine Notlösung weiter vorne auf der Piste mit mittelmäßiger Aussicht oder die mutige Variante? Ein bisschen Mut braucht erst mal Fabian, er steigt aus, trotz der bellenden Vierbeiner, um den Weg zu erkunden. Dieser wird immer schwieriger und steiler, große Felsen liegen im Weg und große Auswaschungen im krassen Steilstück flößen Respekt ein.

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Wie steil es wirklich war, komm auf dem Foto nicht raus – hat Spaß gemacht

Nach kurzer Diskussion entscheiden wir uns für das Abenteuer. Langsam rollen wir auf den Pfad, immer im ersten Gang, den linken Fuß am Boden festgenagelt. Bei dieser Steigung bloß nicht die Kupplung drücken, dann wird’s wirklich gefährlich. Schweißperlen zeigen sich auf der Fahrerstirn, der Adrenalinpegel steigt. Kurz kommen die Räder ins Rutschen, sanft abbremsen – bloß nicht kuppeln – abgewürgt. Bert steht, durchschnaufen, Motor starten und weiterkrabbeln und dann ist das Steilstück tatsächlich hinter uns.

Während Rike, begeistert von der wundervollen Aussicht auf die Xili-Halbinsel, erste Fotos schießt, muss Fabian erst mal ein bisschen autogenes Training machen. Jaron, der ausnahmsweise vorne mitfahren durfte, ist fröhlich und turnt auf dem Fahrer rum. Die restlichen Meter zu unserem Standplatz machen Spaß und sind dabei so zugewuchert, dass wir froh um unseren Stahlunterfahrschutz sind, denn die Piste sieht man gar nicht unter dem 70 cm hohen Gras.

Angekommen am Ziel können wir unser Glück kaum fassen, einsam und allein sind wir an dem schönsten Stellplatz angekommen, den wir je hatten, Neuseeland inklusive. Das türkise Wasser ist kristallklar, die Vegetation passt sich perfekt in die, von hohen Felsen umgebene, Bucht ein. Jede menge Platz zum toben, und eine herrliche Sicht auf das Mittelmeer. Da hat sich der Stress, die Arbeitsstunden am Syncro und die lange Fahrt nach Griechenland schon gelohnt – nur für diese eine Nacht.

Ungefähr so schön wie die Abendstunden ist die Zeit nach Sonnenaufgang. Lange schlafen ist selten mit Jaron und so genießen wir unser frühes Frühstück mit ultimativer Aussicht. So langsam schleichen sich aber nun auch Zweifel ein, leise aber stetig fragt eine kleine Stimme: “Kommen wir das steile Geröllstück wieder hoch? Was wenn nicht?“ Nimmt unser kleines Syncroabenteuer ein böses Ende? So ganz sicher ist sich auch Fabian nicht mehr, jetzt muss unser Bulli zeigen was er kann.

Erst mal in Ruhe einpacken und natürlich einmal rein ins herrliche Mittelmeer. Kalt aber erfrischend ist unser Bad in der einsamen Bucht. Da kann man auch mal den Bikini weglassen, die Fische werden uns schon nichts weggucken. Wir finden wenig Müll, aber ein paar PET Flaschen und ein großer Styroporbrocken stören. Wir packen alles in den Bulli, auch wenn dieses Styropordingens wirklich groß ist. Wir würden gerne noch verweilen an diesem wundervollen Flecken Erde, aber, insbesondere falls was schief geht, wollen wir nicht allzu spät auf die Piste.

Die ersten Meter sind auch bergauf gut zu fahren, Fabian hat Spaß mit dem Syncro, doch dann stehen wir vor dem Geröllhang. Der sieht noch steiler aus als beim Runterfahren. Sicherheitshalber steigen Rike und Jaron aus. Links die senkrechte Felswand rechts geht es steil die Böschung hinab, bestimmt 15-20 m. Erster Gang und, ihr wisst es schon, bloß nicht kuppeln. Dann geht es los über große Steine, losen Schotter und tief ausgewaschene Rinnen kämpft sich der Bulli. Anhalten will Fabian nicht, das Fahrwerk muss ordentlich was einstecken, aber nicht einmal bleibt der Syncro stehen, zweimal nur greift die Viscokupplung und schaltet die Hinterachse hinzu.

Mit ein bisschen Schweiß auf der Stirn und ein bisschen Stolz steht Fabian oben am Hang und wartet auf den Rest der Familie. Unser armer Kleiner musste ein bisschen weinen, als ich an den beiden vorbei gefahren bin, er dachte wohl der Papa würde einfach ohne ihn fahren. Würde mir natürlich im Traum nicht einfallen. Wir haben noch ein paar Kilometer Piste vor uns, die wir jetzt in Ruhe genießen können. Außerdem schaffen wir es endlich ein Foto von dem dunklen Klatschmon zu machen, der hier im Frühling die Blütenpracht bereichert. Leider finde ich das Bild gerade nicht 😉

Wir fahren weiter Richtung Westen, unser Ziel: das Wrack der Dimitrios das östlich von Selinitsa am Strand liegt. Gar nicht so weit, aber die Piste braucht Geduld und als wir wieder asphaltierte Straßen erreichen sinkt die Laune von unserem kleinen Autofahrer merklich. Ist aber auch gemein, die ganze Zeit an dieses Ding geschnallt durch die Gegend gefahren zu werden. Wir entschließen uns eine Mittagspause vor unseren Ziel zu machen, eigentlich wollten wir gemütlich am Strand vor dem Wrack essen.

Schon wieder haben wir Glück, von der Kurvenreichen Uferstraße aus erhaschen wir einen Blick auf eine niedliche Bucht und noch mehr Glück: wir können Bert mitnehmen. Trotz hohem Reifendruck kommen wir durch das kurze Stück weichen Sandes auf den kleinen Strand. Schon wieder so ein Kleinod am Rande unserer Route. Die Pause wird länger als geplant, Jaron wird seine Hosen und Windeln los, die niedrigen Wassertemperaturen jucken ihn mal so gar nicht. Ausgiebig kann er planschen und wir die Seele baumeln lassen.

Auf dem Zielparkplatz gibt es zum Glück Müllcontainer die groß genug sind für den Styroporklotz, auch unseren restlichen Müll inklusive der „duftenden“ Windeln können wir hier deponieren. Wir ergattern einige tolle Fotos von der Dimitrios und treffen eine englisch und deutsch Sprechende Britin die ein Gruppenfoto von unserer kleinen Familie macht, auch immer nett zu haben.

Jetzt heißt es Strecke machen, Fabian hat unseren nächsten Schlafplatz am Strand südlich von Zacharo mit Satellitenfotos ausgekundschaftet. Wir fahren durch überraschend schöne Bergwelten und dann an der Küste entlang. Immer wieder ergeben sich spektakuläre Aussichten. In Kalamata frischen wir in einem Supermarkt unsere Vorräte auf, haben aber keine Lust in der großen Universitätsstadt zu bleiben.

Dann wird es langsam anstrengend, die Sonne nähert sich dem Horizont, Jarons Laune wird schlechter. Fabian will unbedingt zum Sonnenuntergang an den Weststrand und Hunger haben wir auch. Plötzlich schüttelt es den Bulli heftig durch, die Hinterachse hüpft bedrohlich und es ist wohl nur dem verstärkten Fahrwerk zu verdanken, dass nichts schief geht. Fabian hat die Höhe der Eisenbahnüberführung unterschätzt. Es zeigt sich mal wieder: Hektik ist zu nichts gut. Auf der Piste zum Strand hält uns ein Einheimischer an, er will uns überreden vor seiner Wirtschaft zu parken. Hier draußen sei es gefährlich, Drogenhändler aus Athen würden ihr Unwesen treiben und bei Ihm gäbe es kostenloses WLAN.

Wir lehnen dankend ab, wir konnten uns schon denken, dass er wohl ein Abendessen oder Frühstück verkaufen wollte. So richtig genießen können wir den Sonnenuntergang nicht, erstens ist er schon fast vorbei, zweitens gibt es hier unzählige Mücken. Wir kochen erst mal, entspannen uns, essen lecker und fahren dann ein Stück zurück. Dort stellen wir uns auf einen Asphaltplatz zu drei anderen Wohnmobilen, so ein bisschen waren dann doch die Worte des Wirtes in unserem Hinterkopf und so toll war der Platz zuvor dann auch nicht.

04.04. 2018 – Ein Glücksfall

Was braucht Fabian wenn er im Womourlaub frühstücken möchte? Richtig, gute Aussicht, und da sich da so eine wundervolle Lücke in den Dünen anbot, sind wir mal quer da rein gefahren. Dann musste man allerdings die Details ausblenden, denn dieser Strand war noch nicht für den sommerlichen Touristenbesuch hergerichtet. Von kleinen Plastikschnipseln über die unvermeidlichen PET Flaschen bis hin zu großen halb verfallenen Zelten findet sich alles.

Wir versuchen das alles zu ignorieren und uns auf den pittoresquen Teil mit dem kleinen Bot zu konzentrieren. Draußen ist es noch zu kalt, also Tisch aufbauen, Kaffee kochen und die ganzen Leckereien aus der Küche hervorholen. Sitzt man auf der Sitzbank hat man den Tisch gemütlich nah, muss sich aber um Jaron kümmern. Dem fehlt noch ein bisschen Sitzhöhe, was wir mit einer Windelpackung ausgleichen. Wenn der Kleine Lust hat, kann er schon fast alleine ein Brot schmieren.

Naja, zurück zu dem kleinen Boot: Kaum das der Kaffee kocht, kommt ein Grieche in einem uralten Pickup angefahren und bittet uns höflich, den Weg frei zu machen. Wir stehen tatsächlich in einer bewusst angelegten Dünenlücke. Wenig später kommt ein dicker Geländewagen und parkt dort wo wir gerade noch standen. Warum? So genau wissen wir das noch nicht, die beiden Griechen schnappen sich erst mal das kleine Boot und fahren raus.

Wir genießen unser Morgenmahl und beobachten die Szenerie entspannt. Anschließend kümmert sich Rike um den Bulli und die Jungens gehen am Strand spielen. Als die Fischer wieder kommen, verstehen wir: der Geländewagen zieht das Boot auf den Strand. Das geflickte und mehrfach geknotete Seil sieht allerdings nicht sonderlich vertrauenswürdig aus, so dass wir mal lieber Abstand nehmen.

Es folgt ein kleiner Roadtrip entlang der Küste immer nach Norden. Vorbei an kleinen Buchten, grandiosen Aussichten und kleinen Dörfern in denen man Tintenfischarme in der Sonne trocknet. Wir wollen heute in die Nähe von Patras kommen, denn leider geht morgen schon wieder unsere Fähre nach Ancona. Wir sind praktisch auf dem Heimweg, aber ein zwei kleine Highlights kommen noch.

Wir haben uns willkürlich einen Ort am Meer ausgesucht: Loutra Imenis, keine Ahnung was da wohl ist. Über die Gegend haben wir gelesen, dass es einen Piniendschungel gibt, das klingt doch klasse. Wer hat nicht das Mittelmeer im Gefühl, wenn er oder sie Pinien riecht. Unser Zielort überzeugt uns aber noch nicht so wirklich, wir finden nur eine alte verfallene und verlassene Badeanstalt, die ihrem Investor wohl keine satten Gewinne eingebracht hat. Nördlich davon zieht sich allerdings der erwartete Pinienwald vor einem langen Sandstrand. Wir wollen parallel zur Küste fahren und eine der Schotterstichstraßen zum Strand nehmen. Natürlich haben wir es auf ein einsames Plätzchen abgesehen.

Erst mal stocken wir aber, der Einstieg in die Piste direkt neben der Badeanstalt ist überflutet. Wir zögern aber nur kurz und fahren bei bestem Wetter unter blauem Himmel mit Pinienduft in der Nase durch den Dschungel. Dabei kommen wir uns wirklich abenteuerlich vor, die Landschaft hat einen wilden Charakter und immer wieder geht es im ersten Gang durch, zum Glück nur wenig tiefe, Überschwemmungen. Der Fahrer jedenfalls hat Spaß und der Bulli steckt auch Unebenheiten und Steinbrocken locker weg, herrlich.

Wir finden es – unser ruhiges, fast einsames Plätzchen. Nachdem wir ein Durchfahrverbot ignoriert haben und auf weichem Sand mal wieder das Allradsystem getestet haben gibt es erst mal ein leckeres und spätes Mittagessen. Wir haben einen Sandstrand mit Pril vor uns, es ist warm und die Sonne lacht vom wolkenlosen Himmel. Wenn das nicht Urlaub ist und gerade Rike freut sich über so viel Sonne so früh im Jahr.

Wir sind überrascht, wie abwechslungsreich die Landschaft der Peloponnes ist. Man beachte die 2000er Gipfel mit Schnee im Hintergrund

Leider, ist der Ort wirklich nur fast einsam, Oben-Ohne ist erst drin, als die blöde Drohne weitergeflogen ist. Die Erfahrung mussten wir schon in Norwegen und Neuseeland machen: nirgendwo ist man sicher vor youtubewütigen Bloggern die ihr nerviges Elektrospielzeug spazieren fliegen. Aber aufregen bringt, wie immer, nichts. Als der surrende Plagegeist endlich weg ist heißt es für Jaron: keine Hose, keine Probleme. Prompt krönt er unseren Pausenplatz mit einem kleine Strandhaufen (Den wir natürlich sachgemäß (Klick) entsorgen).

Das Wasser in den Prils bei Ebbe ist warm und Rike und Jaron machen sich auf ins kühle Nass, wie zuvor zeigt sich unser Sprössling unbeeindruckt von den Wassertemperaturen. Fabian freut sich auch nochmal, zwischendurch quetscht sich ein Hilux am Bulli vorbei und fährt in aller Ruhe über den Strand, die Griechen sind eben locker drauf, ganz ohne Hektik oder Attitüde. Wir überlegen, wie wir wohl weiter machen, in der nächsten Bucht soll eine Strandbar sein sagt das Internet. Rike schlägt vor hinzulaufen, aber Fabian hat keine Lust. Die Chefin besteht aber darauf die Bucht zu besuchen, also zurück in unser kleines mobiles zu Hause.

Ein wenig ungläubig schauen wir mal wieder aus dem Fenster, denn die Landschaft die jetzt an uns vorbei zieht haben wir hier wirklich nicht erwartet. Eine große Sumpflandschaft durchsetzt mit großen Bäumen zieht an uns vorüber, fast fühlen wir uns wie im tropischen Afrika. Wenn jetzt noch ein Kaffernbüffel um die Ecke käme, würde er bestens ins Bild passen. Wir umrunden den großen Hügel, der unser Ziel vom Pausenplatz trennt und erklimmen selbigen auf vier Rädern. Oben angekommen hüpfen unsere Herzen, die Aussicht ist fantastisch. Fast fühlen wir uns wie in Neuseeland, als wir nach 27 km Schotterpiste den ersten Blick auf die Titirangi bay hatten.

Zu Fabians Freude ist es auch eine recht rauhe Schotterpiste runter zum Strand, die aber auch ohne Fahrzeugmodifikationen gut zu bewältigen ist. Wir können unser Glück kaum fassen, vor uns öffnet sich eine traumhafte Bucht und, als hätte es jemand geplant, eine halb verfallene, mit Palmblättern gedeckte Strandbar. Insbesondere mit dem Wetter eine romantische Stimmung, die nicht nur uns gefällt. Ein Ducato hat sich nicht auf den Strand gewagt, ein T3 Syncro und ein alter 312D Sprinter mit James Cook-ausbau sind auch hier. Im Sprinter wohnt eine Familie mit Kindern etwas jünger und etwas älter als Jaron.

Über die Kinder kommt man schnell ins Gespräch, die junge Familie hat beim zweiten Nachwuchs ihren Unimog gegen den Sprinter eingetauscht, der hat eine Sperre an der Heckachse und Sandbleche, damit geht auch fast alles. Die Kinder haben keine Kontaktscheu und mit ein bisschen Überredung darf Jaron das Fahrzeug des jüngeren Sohns ausprobieren. Liebe auf den ersten Blick sozusagen.

Wir lassen die Seele baumeln, genießen nette Gesellschaft und das tolle Ambiente. In Ruhe spazieren wir durch die Dünen und sehen uns satt an Natur und Landschaft. In der Hauptsaison ist hier wohl mehr los, erst recht wenn die Bar wieder fit gemacht wird, wir genießen indes die Ruhe und fast-Einsamkeit. Das Abendessen schmeckt bei Blick aufs Meer mit Sonnununtergang doppelt so gut. Was für ein traumhafter Glücksfall.

05.04. bis 08.04.2018 – Ein toller Urlaub mit entspanntem Ende

Unausweichlich nähert sich auch diese kleine Reise dem Ende. Heute müssen wir die Fähre nach Ancona nehmen. Gerne würden wir noch bleiben und diese außergewöhnliche Halbinsel weiter erkunden. Es gibt ein Gebirge mit Bergen über 2000 m Höhe zu entdecken, namhafte antike Orte wie Korinth oder Sparta zu besichtigen und unzählige Eindrücke zu sammeln. Von Landschaft, Natur, Strand, Meer und gastfreundlichen entspannten Menschen. In uns reift der Wunsch zurückzukehren und wir planen eine Elternzeitreise 🙂 Wäre das nicht schön?

Unsere Nachbarn können uns den Landweg nach Griechenland sehr empfehlen, sie waren schon mit ihrem Nachwuchs in Albanien unterwegs und beteuern, dass auch dieses Land eine Reise wert ist. Ich denke, da werden bei uns offene Türen eingerannt. Aber nun heißt es Abschied nehmen. Was sich Fabian aber natürlich nicht nehmen lässt, ist, Teuti nochmal über den Strand zu jagen. Am anderen Ende der Bucht bestaunen wir nochmal große schwarze Wespen, die Häuschen aus Lehm bauen und machen uns dann auf den Rückweg nach Patras.

Viel Distanz haben wir nicht mehr zu überwinden, eigentlich wollten wir nochmal an einen schönen Strand, aber so richtig finden wir nichts. Die eine Straße endet an einem Militärgebiet, die andere an einem Müllstrand. Wir sind nicht allzu traurig und genießen die stillen Stunden von Jarons Mittagsschlaf und vertiefen uns entspannt in unsere Tolinos. Die kleinen E-Reader möchten wir auf Reisen nicht mehr missen.

Im Hafen von Patras dann kommen wir nicht umhin die Auswirkungen der aktuellen Völkerwanderung zu beachten. Dramatische Szenen spielen sich ab, wenn junge Flüchtlinge versuchen sich in LKWs und Wohnmobilen zu verstecken und dabei von der griechischen Grenzpolizei gejagt werden. Auch wir werden unter den strengen Augen von Militär und Spezialkräften gründlich kontrolliert. Der junge Mann vom Zoll schaut sogar in unseren neuen kleinem Schrank im Hochdach.

Uns tun die jungen Männer leid, die Heim und Familie zurück lassen mussten und jetzt in Griechenland ohne Perspektive gestrandet sind. Wir nehmen uns vor unser eigenes Verhalten noch mehr zu modifizieren um durch Wahlen und Konsum (Einschränkung) wenigstens einen kleinen, winzigen Teil beizutragen diese unerträglichen Zustände zu verbessern.

Wir dürfen dann ohne Probleme passieren und auf die große Fähre fahren. Die Überfahrt ist ähnlich wie die erste, Jaron mag das Sonnendeck und Fabian nimmt diesmal prophylaktisch ein wenig Vomex. Außerdem entdeckt er die Fähigkeit, auch auf Französisch zu schnauzen, denn trotz freundlicher Bitten macht die französische Schulklasse Radau auf den Fluren und das um 23:00. Ein hoch auf Oropax. Zum Glück hat Jaron einen sehr gesunden Schlaf. Gut das unsere Reiseapotheke auch diesmal dabei ist.

Am nächsten Tag, es hilft nichts, müssen wir die teure und langweilige Poebene passieren. Aber es ist nicht so schlimm wie beim ersten mal. Am Südende von „unserem“ Lago finden wir ein leidlich gutes Stellplätzchen und freuen uns auf eine schöne Tour und Cannobio am nächsten Tag. Und was soll ich sagen, wir wurden nicht enttäuscht, die Sonne lächelt vom Himmel und wir können den Blick auf den Lago Maggiore und die schönen Örtchen entlang des Ufers voll genießen. Ab und an muss natürlich ein Fotostopp sein, zwar macht unsere treue 7d langsam Zicken, aber noch tut sie ihren Dienst.

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In Cannobio müssen wir natürlich Pizza und Eis essen und den Lido sowie den kleinen örtlichen Supermarkt besuchen. Wir kaufen Kekse und andere Sauereien und erfreuen uns an den letzten Urlaubsgefühlen. Dann heißt es aber endgültig Abschied nehmen. Wir begeben uns auf die vertraute Route durch die Alpen, an der schweizer Grenze will man uns schon wieder nicht kontrollieren. Der Gotthard ist leider immer noch gesperrt, uns bleibt also nur der Tunnel. Eine angenehme Überraschung ist dann noch der Schlafplatz, etwas abgelegen am Rhein treffen wir eine Menge andere individuelle Campingmobile, vom Defender über nen Mercedes 711d bis zum Magirus 125D sind einige schöne Autos vertreten. Natürlich fehlen auch Bullis und Sprinter nicht.

Als wir ankommen ist es schon dunkel, aber es herrscht Lagerfeuerstimmung. Wir sind leider hundemüde und haben heute keine Lust mehr auf soziale Kontakte. Am nächsten Morgen darf Jaron dann nochmal Steine in den Rhein werfen. Diese Beschäftigung fesselt unseren kleinen Sohn dermaßen, dass man ihn kaum weg bekommt vom Wasser. Auch wir trennen uns immer nur ungern vom Lago oder Mittelmeer und trotzdem wir das jetzt schon zu ziemlich vielen Orten gesagt haben, auch für die traumhafte Peloponnes gilt: Wir kommen wieder.