Reiseapotheke

Reiseapotheke

Gesundheit und Wohlbefinden sind durch kaum etwas zu ersetzen und wenn man seine Reise, seinen Urlaub, sein Vanlife genießen will, dann ist es sinnvoll, einige Vorbereitungen zu treffen. Dazu gehört auch, sich zu überlegen, was man so an Medikamenten und Mittelchen mitnimmt, um Gesundheit zu stabilisieren oder Symptome zu lindern. Hier gilt es natürlich als erstes zu sagen, dass jeder mit einer Grunderkrankung, einer chronischen Erkrankung oder Ähnlichem, die Medikamente und das Risiko einer Reise persönlich mit der Ärztin / dem Arzt des Vertrauens besprechen sollte. Alles was wir in diesem Beitrag besprechen, sind Mittel, die mit vertretbarem Risiko allein gesteuert werden können.

Noch einmal der Hinweis: Solltet ihr Euch mit irgendetwas unsicher sein, dann konsultiert medizinisches Fachpersonal!

Die zwei häufigsten Probleme auf Reisen sind Erkältungen und Durchfallerkrankungen. Aber auch die Reisekranheit mit Übelkeit spielt immer wieder eine Rolle. Erkältungen sind nahezu immer viraler Natur, dass bedeutet: Ein Antibiotikum hilft nicht. Im Gegenteil, die Nebenwirkungen können sogar den Verlauf verlängern oder zu anderen Problemen (Stichwort: Resistenzbildung) führen. Daher sollte man eine antibiotische Therapie nur beginnen, wenn wirklich handfeste Symptome einer bakteriellen Entzündung vorliegen. Über Tage anhaltendes Fieber, Eiter in großen Mengen im Husten, eine lange Erkrankungsdauer oder spezielle Geräusche in der Lunge (erkennt der Arzt mit dem Stethoskop) liefern Hinweise, dass sich ein Bakterium breit gemacht hat.

Die gewöhnlichen Symptome wie Kopf- und Gliederschmerzen, Husten, Nasenlaufen (auch mit ein bisschem gelbem Sekret), Fieber sollten, wenn die Erkrankung einen gewöhnlichen Verlauf nimmt, nicht antibiotisch behandelt werden. Hier hilft nur Schonung, gesunde Ernährung und warten. So ist das nun mal mit den Viren, blinder Aktionismus ist kontraproduktiv. Was kann man noch unterstützend machen:

Mittel aus der Gruppe der sogenannten Nicht Steroidalen Antiphlogistika (NSAR, NSAID) wie Ibuprofen, Diclofenac (Handelsname u.a.: Voltaren) oder Acetylsalicylsäure (Handelsname: Aspirin) verschaffen Linderung. Einerseits hemmen sie die Entzündung, andererseits wirken sie gegen die Schmerzen. Aber vorsicht, insbesondere in der Kombination mit Koffein fühlt man sich besser als man drauf ist und neigt dazu, den Körper zu überfordern. Das führt im besten Fall zur Verlängerung der Erkältung, im Schlimmsten Fall nutzt ein Bakterium die doppelte Schwächung des Immunsystems. Außerdem lösen die Substanzen bei chronischem Gebrauch Blutungen (vor allem im Magen) aus und führen zur Nierenschwäche und Herzkrankheit. Sollte man diese Medikamente also für länger als ein paar Tage benötigen, sollte man einen Arzt aufsuchen.

Wichtig: Kinder bis 14 Jahre dürfen gar kein Aspirin (Acetylsalicylsäure) bei Fieber nehmen. Hier besteht die große Gefahr des lebensbedrohlichen Reye-Syndroms. Am besten bleibt man bei Ibuprofen, das hat ein sehr günstiges Nebenwirkungsspektrum. Auch Asthmatiker sollten auf ASS verzichten.

Eine Erkältung dauert durchschnittlich 9 bis 11 Tage, Vitamin C kann sie um einen halben Tag verkürzen und auch diese Daten sich nicht unumstritten. Meine Empfehlung: gesund und ausgewogen ernähren, Ergänzungsmittel weglassen, die meisten schaden mehr als sie nutzen.

Sollte man nicht schlafen können weil man husten muss, kann man überlegen zur Nacht Antihustenmittel zu nehmen. Am besten wirken Codeintropfen. Da Codein im Körper zu Morphium (in sehr kleinen Mengen) umgebaut wird, ist es aber verschreibungspflichtig. Hier gilt: Husten nur hemmen wenn es gar nicht anders geht, denn Husten hat, wie auch Fieber, einen Sinn. Dann gibt es noch eine ganze Reihe von frei erhältlichen Mitteln, meiner persönlichen Erfahrung nach wirkt Phytohustil recht gut. Achtung, viele dieser Mittel enthalten Alkohol, dies sollte man bedenken wenn man es Kindern gibt oder trockener Alkoholiker ist.

Zum Thema Fieber: Selbiges zu senken ist nur sinnvoll, wenn man nicht mehr in der Lage ist Flüssigkeit oder Nahrung zu sich zu nehmen oder wenn es über 40° steigt. Fieber automatisch zu senken ist kontraproduktiv, denn die hohen Temperaturen haben einen Sinn. Viele Krankheitserreger haben ein Temperaturoptimum und werden durch die Erhöhung der Körpertemperatur an der Ausbreitung gehindert. Natürlich, das gilt insbesondere bei Kindern, darf die körperliche Beeinträchtigung nicht so weit führen, dass man weiter geschwächt wird. So ist gerade bei Fieber eine hohe Flüssigkeitszufuhr sehr wichtig. Nochmal: sollte dies nicht möglich sein, dann muss das Fieber gesenkt werden. Kinder die keine Nahrung und oder Flüssigkeit mehr zu sich nehmen müssen aber zwingend und schnell einem Arzt vorgestellt werden.

Zum Thema Durchfall: Hier verhält es sich ähnlich wie mit dem Husten, die Krankheitserreger müssen raus aus dem Körper. Daher sollte man auch Durchfall nur zur Nacht und nur wenn es unbedingt sein muss mit Medikamenten behandeln. Unterdrückt man die Ausscheidung zu stark, bleiben auch die Erreger im Darm (bzw. beim Husten in der Lunge) und die Infektion verlängert sich. Immodium akut ist wohl das bekannteste Mittel, aber auch Aktivkohle oder Äpfel können helfen. Nach dem Durchfall können Probiotika helfen die Darmflora wieder aufzubauen.

Zum Thema Verstopfung: Viel trinken und Bewegung sind die besten Mittel, sollte das nicht reichen, bringen einen Hausmittel wie Trockenobst oder Leinsamen häufig weiter. Ist auch das nicht genug, kann man es mit einem Beutel Movicol probieren. Sollte all das nicht helfen und der Stuhlverhalt länger als 4 Tage dauern, dann sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Zum Thema Reisekrankheit: Hier spielt eine wichtige Rolle, dass die Augen und das Gleichgewichtssytem unterschiedliche Informationen bekommen. Guckt man zum Beispiel während des Autofahrens länger auf das Handy oder liest, dann sagen die Augen: alles ist ruhig, das Gleichgewichtssystem sagt aber: wir bewegen uns. Diesen Widerspruch sollte man wenn möglich auflösen, also auf die Straße schauen oder nach Mittschiffs gehen und auf den Horizont gucken. Wenn möglich, hilft auch schlafen. Nutzt alles nichts, dann ist Dimenhydrinat (Handelsname: Vomex) ein potentes Mittel, bekommt man auch als Zäpfchen.

Was man so für Kinder mitnimmt und was sie brauchen ist ein anderes Thema. Über folgende Medikamente könntet ihr mit Eurer Kinderärztin / Eurem Kinderarzt sprechen: Oralpädon (oder ähnliche Produkte zur Rehydrierung), Vomex, Paracetamol, Ibuprofen (meiner Meinung nach besser als Paracetamol), Infektokrupp, Diazepam-Rektiolen, Sab Simplex, Nasentropfen und natürlich die individuellen Besonderheiten eurer Kleinen.

Für Erwachsene hat sich bei uns bewährt mitzunehmen: Orstöpsel, Antijuck Gel (eigentlich egal welches Produkt), Cetirizin, Ibuprofen, Halsspray, Nasenspray und Leinsamen.

Am Ende noch mal der Hinweis: Habt ihr spezielle Erkrankungen, seid ihr Euch unsicher oder kennt ihr die Präparate gar nicht, dann sprecht vorher mit eurem Arzt. Lasst euch die Reise nicht vermiesen, macht das Beste draus und achtet auf eure Sicherheit.