Wie man in den Wald scheißt

Soll ich wirklich in den Wald sch…?

Gute Frage oder? Selten spricht beim Instagram-Hochglanz superindividuellem Vanlife jemand übers Kacken. Ich finde, das ist kurzsichtig, denn egal ob man nun wirklich in seinem Camper lebt, lange Reisen macht oder „nur“ Urlaub, schnell muss man sich mit den alltäglichen Dingen beschäftigen, die auf den tollen, extrem bearbeiteten, Smartphoneschnappschüssen nicht zu sehen sind. Eines dieser Themen ist nun auch mal Ausscheidung und frei nach dem Shrek-Motto „Babys do poo?“ die Sache anzugehen ist wenig zielführend.

Sieht man sich bei youtube und co um, haben nur wenige der wunderschönen Camper eine Toilette, wir übrigens auch nicht. Lasst euch sagen, man braucht es auch nicht, man sollte sich nur keine Illusionen machen, denn man muss ein wenig improvisieren. Wie machen wir das? Als männliches Mitglied der Gesellschaft ist das nur ein kleines Problem, findet man keinen Busch oder steht man in besiedelten Gebieten, hält man das beste Stück zur Not in eine Plastikflasche, ist aber nur selten notwendig. Frauen hocken sich hin zum pinkeln, ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn man wird weniger gesehen. Autotüre auf und schon ist man von fast drei Seiten sichtgeschützt. Man kann aber auch einfach eine Plastikflasche aufschneiden, geht wunderbar. Auch festivalerprobte Urinierhilfen (Urinella) sind einer Erwähnung wert.

Etwas schwieriger wird es beim großen Geschäft. Zu über 90% klappt es, die nächste öffentliche Toilette anzusteuern, auch der Campingplatz, den wir alle 3-4 Tage ansteuern hilft da weiter. Die restlichen 10% erfordern dann Mut und einen Klappspaten. Wer kennt „How to shit in the woods„? Man muss nicht unbedingt ein ganzes Buch lesen um klar zu kommen, ein paar einfache Regeln reichen: Haltet Euch von Gewässern fern, mindestens 25 m. Vergrabt das Zeug tief genug, mindestens 30 cm. Verwendet nur unparfürmiertes Toilettenpapier, keine Feuchttücher oder Taschentücher vergraben, die verrotten nur extrem langsam. Toilettenpapier hingegen wurde extra so konzipiert, dass es sich gut auflöst und ist viel umweltverträglicher.

Alles in allem sollte man die Umweltbelastung so gering wie möglich halten und nur wenn es nötig ist in die Wälder sch…. Solltet ihr auf felsigem Grund unterwegs sein, dann gilt es ausnahmsweise auch als ausreichend, schwere Steine aufzuschichten. Denkt bei der ganzen Prozedur daran, dass das ein wenig dauert so ein Loch zu buddeln, also versucht damit zu beginnen, bevor der Töpfchennotfall schwer akute Ausmaße annimmt. Und nochmal, kein Loch buddeln und/oder Taschentücher, Feuchttücher oder Plastik zurückzulassen geht gar nicht. Wir alle sollten dafür sorgen, dass man sich ohne Ekel durch eine unberührte Natur bzw. schöne Landschaft bewegen kann. Setzt man das konsequent um, werden auch die Einheimischen keine Probleme mit freihstehenden Campern haben und wir alle dürfen weiter unsere geliebte Freiheit genießen.

Mit kleinen Kindern geht das übrigens alles auch, die haben viel weniger Probleme mit dem Thema als Erwachsene und am Loch buddeln sogar Spaß. Sollte man mal nicht schnell genug sein, kann man das Loch auch nachträglich anlegen und den corpus delicti nach der Sitzung verstecken. Aber auch wenn man darauf keine Lust hat, muss man nicht unbedingt ein riesiges Womo mit Bad und Whirlpool kaufen. Bekannt ist sicherlich das Porta Potti, das wenig Platz weg nimmt und für Notfälle durchaus gut geeignet ist. Hat man keine Lust auf die Entsorgung des Auffangbehälters oder will man noch mehr Platz sparen, dann gibt es Alternativen wie „Klostühle„, Falttoiletten oder Dreibeiner über die man Tüten spannt – wesentlich einfacher zu entsorgen.

Dazu kann man sich dann noch ein Dusch- und Toilettenzelt besorgen und man ist schon sehr komfortabel unterwegs. Aber wie gesagt, es geht auch ohne das ganze „Jedöns“. Mit ein bisschen Logistik, hat man lästige Kleinigkeiten schnell erledigt und kann sich ganz den schönen Dingen von Camping, Urlaub, Freistehen und Vanlife widmen.