Norwegen

Sommer 2016 – Norwegen, das Fjordland

Und alles war anders. Im Februar ist unser Sohn Jaron zur Welt gekommen und hatte unser Leben vollständig auf den Kopf gestellt. Ein kleines großes Wunder wurde uns beschert, mit allem was dazu gehört. Nachdem unsere erste Reise mit Bert unsere Begeisterung für das Reisen im Camper so richtig angefacht hatte, machten wir uns schon ein bisschen Sorgen, wie das wohl so alles klappt und – es war völlig unnötig. Ein kleiner Probeballon wurde losgelassen vor dem Familienurlaub auf Föhr, dann ging es über Hirtshals nach Kristiansand (nicht -sund 🙂

Wir passten uns dem Rhythmus unseres kleinen Pampersrockers an, lebten in den Tag, nahmen alle Überraschungen gelassen und hatten einen wundervollen Urlaub. Nicht nur mit unserem Sohn hatten und haben wir großes Glück, auch das Wetter spielte mit. Wir hatten uns eine Route bis Kristiansund über Stavanger, Hardangervidda, Bergen und Alesund ausgeguckt, ohne uns ganz festgelegt zu haben. Vorweg schon mal: Wir sind „nur“ bis Alesund gekommen.

In Kristiansand nutzten wir die Empfehlung des Womo-Reiseführers und ergatterten uns einen schönen Stellplatz mit Meerblick. Es war Samstag und wir machten erste Erfahrungen damit, wie Norweger lange milde Nächte nutzen. Am nächsten Tag hatten wir dann eine mittelmäßig erfreulich Bekanntschaft mit einem besoffenen Möchtegernwikinger, das sollte aber unsere einzige negative Erfahrung dieses Urlaubs bleiben.

Auf wunderschönen Straßen fuhren wir langsam und in Jarons Rhythmus die Küste entlang. Mal machten wir halt an wunderschönen Seen, sahen uns alte Relikte aus vergangenen Zeiten an und besuchten den Leuchtturm Lista fyr. Nördlich von Ogna und südlich von Stavanger gibt es paradiesische Sandstrände, die uns in Kombination mit südeuropäischen Temperaturen gedanklich fast ans Mittelmeer versetzten.

 

In Stavanger dann gibt es nicht nur die berühmten weißen Häuser und das Ölmuseum, auch bunte Häuser findet man in der urigen Innenstadt. Wir besorgten uns natürlich Zimtschnecken und bummelten durch die Gassen, Jaron durfte sich in der Manduca tragen lassen. Lange blieben wir nicht bei so vielen Menschen, allerdings ist unser nächstes Ziel auch nicht gerade einsam. Wir wollten auf den berühmten Preikestolen.

Die erste längere Wanderung mit Manduca und Jaron tragen klappte wunderbar. Wir mussten uns ein wenig daran gewöhnen, dass man die Füße nicht mehr sieht, aber wenn überhaupt, macht das nur bergab Probleme. Apropos Probleme, auf dem Weg hoch gab es viele kleine Stechfliegen, die galt es besonders von Rike und Jaron während des Wickelns fern zu halten. Was die Leute wohl gedacht haben, als ich fuchtelnd immer wieder um die beiden rum getanzt bin…

Ganz oben dann bietet sich in der Tat ein beeindruckendes Panorama, auch wenn wir den Ausblick (gerne) teilen mussten, ist ein bisschen Magie an diesem imposanten Flecken Erde zu spüren. Doof nur, dass wir keinen vollen Akku für die Kamera mitgenommen hatten, naja – hatten wir eben mehr Zeit zu genießen und die beeindruckende Kulisse auf uns wirken zu lassen.

Was übrigens genial ist an der kurzen Nacht, auch die 4 h Wanderung kann man problemlos gemütlich um 17 Uhr starten und anschließend bei guter Sicht noch einen Stellplatz suchen. Der war zwar nicht sehr schön, der Sonnenuntergang am See nebenan dafür aber um so mehr.

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Eine Wanderung neben der berühmten Flambahn ermöglichte es uns, einem spektakulären Kanu-Stunt beizuwohnen, eine Fahrt mit der Bahn durch das wunderschöne Tal ist uns aber zu teuer. Jaron und Rike beweisen beim Outdoorstillen mal wieder ihre Liebe zur Frischluft und meine wunderbare Frau ihre beeindruckende Geduld mit dem Säugling.

 

Auch unser Besuch in der Hardangervidda war genial, das rauhe Erscheinungsbild der riesigen Hochebene hat etwas mystisches und die Ausblicke waren immer wieder beeindruckend. Morgens bekamen wir Besuch von Schafen beim Frühstück, etwas später Besuch von Mücken auf unserer kleinen Wanderung. Die haben wir dann auch etwas früher als geplant abgebrochen, denn Pause machen war nicht drin. Sobald man sich nicht mehr in Bewegung befand, kamen die kleinen Stechbiester und wollten uns aussaugen.

 

Manchmal führt uns auch der Womoführer zu zweifelhaften Plätzten, so können wir den hässlichen Womostellplatz bei Odda nicht empfehlen, wohl aber den schön gelegenen Campingplatz am Sandvevatnet. Von dort kann man eine Menge Wanderungen machen, und eine probierten auch wir bei mäßigem Wetter. Die Leute allerdings, die uns entgegen kamen, rieten uns entsetzt ab, das mit einem Baby zu tun – das wäre viel zu gefährlich, man brauche Seile und so was… Wir dachten uns: „was soll’s, wir können ja umkehren wenn es zu wild wird.“ Über die meisten Festseile müssen wir dann nur müde lächeln, aber an einem rutschigen Senkrechten Felsen brechen wir dann doch ab. Macht aber nichts, war trotzdem schön.

 

Abends dann an einem traumhaften Übernachtungsplatz in der Nähe eines kleinen Hafens haben wir uns um so mehr auf den Besuch des nächsten Morgens gefreut. Unter Freund Jakub den wir noch aus Aachen kennen hatte sich angekündigt. Er ist mittlerweile nach Norwegen ausgewandert und fröhnt dort seiner Lauf-, Wander- und Outdoorleidenschaft. So nimmt er uns auch gleich mit auf eine Miniwanderung, dann zu sich nach Hause und dann auf den Hausberg über Bergen. Das Wetter in der verregneten Stadt ist uns wohl gesonnen und wir können Rømmegrøt und Geitost genießen.

 

Dann verlassen wir die wunderbare Gastfreundschaft von Jakub wieder und fahren weiter gen Norden. Wir erwandern einen Ausläufer des Jostedalsbreen und den Farbergstolsbreen und sind beeindruckt von den gewaltigen und ästhetischen Eismassen. Bedroht durch den Klimawandel, machen wir uns Sorgen, ob unsere Kinder diese Wunder der Natur auch noch werden bestaunen können. Was die Menschen der Artenvielfalt auf diesem Planeten antun macht uns nachdenklich und wir überlegen noch lange, was unser Beitrag ist und was wir unternehmen können…

 

Wir besuchen die berühmte Vogelinsel Runde, auf der uns das Wetter einen Strich durch die Fotorechnung macht, beklettern den ebenfalls bekannten Kannensteinen und duschen mal wieder auf dem Erviksanden Camping direkt am Meer, wo wir selbst gefangenen Seelachs frisch aus dem Fjord genießen. Ebenso gefällt uns das entspannte Fahren auf den unzähligen Panoramastrecken über Pässe und an Fjorden. Was Straßensperrungen angeht sind die Norweger übrigens entspannt, da werden eben mal einige Kilometer der einzigen Uferstraße lahm gelegt und dann steht man eben mal zwei Stündchen. Gut, dass wir im Camper unterwegs sind und in Ruhe schon mal Abendessen kochen können.

 

Aber auch so eine Traumreise muss mal ein Ende haben und ihren nördlichen Höhepunkt findet sie in Alesund, einer sehenswerten Stadt, von der wir aber irgendwie keine Fotos haben. Von dort geht es über den vernebelten Trollstiegen wieder nach Süden. Die norwegischen Landschaften, die rauhe Natur und die entspannte Atmosphäre haben uns einfach begeistert und es gibt hier noch viel zu entdecken und zu erleben. Wir würden Sagen, ein gutes Ziel, um auch mal länger zu reisen. In der zweiten Elternzeit vielleicht?