Pyrenäen

In die Pyrenäen mit dem Bulli oder: jetzt sehen wir doch noch das Mittelmeer

02.09. bis 04.09.2017 – Der Elephant erwartet uns

Wir starten unsere Reise in unserer alten Heimat Velbert. Eine gute Gelegenheit allen Großeltern und auch Onkeln und Tanten hallo zu sagen, denn die sehen ihren Enkel/Neffen gerne so häufig wie möglich. Während sich unser kleiner Jaron also mit Oma und Opa vergnügt, haben wir Zeit und Muße die letzten Vorbereitungen zu treffen. Rike baut das Bett um vom Status Baby, auf Kleinkind, jetzt schlafen wir alle drei nebeneinander auf gleicher Höhe, vorher musste unser Kleiner erhöht schlafen. Dazu mehr im verlinkten (Klick) Beitrag.

Außerdem muss die Schiebetür noch gereinigt und die Schiene gefettet werden. Auch das Packen für 3 Wochen mit Ausrüstung zum Bouldern, Wandern und dem Bodyboard braucht so seine Zeit. Apropos Bodyboard, zum Glück hatten Fabians Eltern das vor einiger Zeit extra nach Aachen gebracht, damit wir uns am Antlantik in die Wellen stürzen können. Gut das wir es da jetzt gelassen haben, also in Aachen…

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Wir genießen nochmal die Vorzüge des Besuches bei den Großeltern (leckeres Essen nicht selbst gekocht und ein gemütliches Bett sowie begeisterte und vertrauensvolle „Aufpasser“ für Jaron) und verabschieden uns nach einem gemeinsamen Frühstück. Jetzt geht die Reise los, drei Wochen Freiheit und Entspannung. Also – fast geht die Reise los, erst mal müssen wir noch in Aachen vorbei schauen und das Bodyboard holen. Zum Glück liegt es eh auf dem Weg.

Nachdem wir diese letzte Kleinigkeit erledigt hatten, waren wir dann wirklich auf dem Weg. Was für ein schönes Gefühl, eine so lange Zeit mit der Familie aufwachen und keine Pflichten, die einen aus dem Bett zerren. Auch ein tolles Gefühl: Mit dem höhergelegten Bulli über die Straßen cruisen voller Vorfreude auf die Bergpisten in den Pyrenäen.

Unsere erste Pause passte gut in das Motto: Der Weg ist das Ziel. Unser Sohn gibt den Rhythmus vor und mit unserem Bulli können wir überall schlafen, Kaffee kochen und gemütlich „gammeln“. Wenn möglich suchen wir uns schöne oder interessante Wege und reduzieren hauruck Pausen auf schnöden Autobahnraststätten. Wir fanden Bouillon an der Semois mit einer schönen kleinen Uferpromenade und einer beeindruckenden Festungsanlage.

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Jaron konnte sich am Ufer austoben, Fabian einen tollen aufgerüsteten Landcruiser LJ 70 bewundern und Rike die Sonne genießen. Rike ist übrigens auch unsere Navigatorin und findet (fast) immer gute Wege, interessante Straßen und tolle Übernachtungsplätze. So auch diesmal, ohne Maut steuerten wir Richtung Fontainebleau und Seine. Hier standen wir ganz in der Nähe des Bouldergebietes am Ufer mit tollem Ausblick und Ruhe. Sogar die Zufahrt war spannend über einen kurzen Waldweg auf dem wir das neue Fahrwerk testen konnten. Man kommt aber auch locker auf asphaltierten Straßen zum Ziel.

Besonders für Fabian ein Genuss, der einen so schönen Stellplatz hier noch gar nicht erwartet hatte. Essen und stehen mit guter Aussicht, möglichst naturnah sind wichtige Faktoren für einen gelungenen Urlaub mit Fabian.

Am nächsten Morgen besuchten wir dann den berühmtesten Elephanten der Kletterszene. Jaron konnte im Sand toben, Fabian konnte sich die Zähne an einem schwarzen Boulder ausbeißen und Rike, naja Rike ist eben ein Talent was bouldern angeht 🙂

Nachdem wir uns einigermaßen ausgepowert hatten, setzten wir am Nachmittag unsere Reise über mautfreie Straßen fort, die teilweise sehr gut und autobahngleich ausgebaut waren. Über die gute französische App park4nigth fand Rike unseren ersten „Offroad“ Stellplatz an einem See etwas abseits der Hauptstraßen. Und dann nahm das Drama seinen Lauf.

Was Fabian nicht gut genug kalkuliert hatte, war der veränderte Spritverbrauch mit den großen Reifen. So schien die letzte Etappe bis zum Schlafplatz ohne weiteres möglich mit dem verbliebenen Diesel. Doch je näher wir dem Ziel kamen um so schneller leerte sich der Tank. Die Nadel der Spritanzeige widersetze sich den Gesetzen der Physik und strebte schneller und schneller dem roten Strich entgegen.

Doch noch war der Stresslevel in erträglichen Höhen, schließlich hat man ja genügend elektronische Helferlein, die einen direkt auf dem Weg, ohne große Umwege zur nächsten Tankstelle führen. Diese sind ja meist nur 5-6 km weg – dachten wir. Was wir nicht kalkuliert hatten, wir befanden uns mitten in der französischen Pampa irgendwo nördlich von Limoges. Wunderschöne enge gewundene Sträßchen führen hier durch hügelige und bewaldete Landschaften, traumhaft zu fahren, wenn man genügend Diesel im Tank hat.

So wurde die kurvenreiche Fahrt zur nächsten Tankstelle zur Geduldsprobe für Fabian, bei dem die Wangen schon ein bisschen glühten. Die 7 km bis zum Ziel waren viel länger als normale 7 km und dann das: Die kleine uralte Dorftankstelle, neben der Gaststätte und einigen Häusern, das einzige Gebäude inmitten der Wälder und Auen hat geschlossen. Die nächste Tanke an der Autobahn viel zu weit weg.

Was für eine Enttäuschung. Übernachten neben der Zapfsäule anstatt am See mit Offroadstellplatz. So schnell war die Freude über die Stellplatzperspektiven verraucht – wenn das so weiter geht. Doch wie es manchmal so ist: unverhofft kommt oft. Da Rike auch auf Toilette musste, lernten wir die Betreiberin der Gaststätte kennen, die zufällig auch die „Patron“ der Tankstelle ist. Nach radgebrachtem Fabianfranzösisch schloss die rettende Gastwirtin die Tankstelle auf und herrlicher Diesel floss in den Tank unseres Teutis.

Mit diesem Erfolgserlebnis flogen die restlichen Kilometer zum Lac de Saint Pardoux nur so dahin. Über eine enge Schotterpiste erreichten wir dann den nächsten schönen Stellplatz, von offroad kann man zwar nicht sprechen, aber wenn es geregnet hat kann die Wiese durchaus zum Problem werden. An diesem See kann man auch ohne weiteres ein zwei Nächte mehr verbringen, z.B. wenn man ein Böötchen dabei hat oder gerne angelt.

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Wir konnten wieder die Ruhe und den Ausblick genießen, kochten ein leckeres Abendessen und Jaron lernte das Wort: Eichel. Davon gab es genug und die Eine oder Andere wurde uns stolz präsentiert. Als erfahrene Wildcamper parkten wir nicht unter den Bäumen, denn das kann einen nachts ganz schön aufschrecken, wenn die Eicheln aufs Dachblech knallen.

05.09 bis 07.09.2017 – Von den Dünen in die Berge

Wir genießen, schon wieder, unseren Ausblick am Morgen, gemeinsam aufwachen, alles ganz in Ruhe. Keine Hektik – Urlaub. Frühstück mit toller Aussicht, dann Müll wegbringen mit Jaron, hier in der Pampa hat echt jemand Mülleimer aufgestellt, die, so wie es aussieht, wohl regelmäßig geleert werden. Der Lac ist zwar schön, aber uns zieht es weiter. Da wir, wie sonst auch, planen meist wild zu campen, könnten wir einen kleinen Klappspaten noch gut gebrauchen. Unser Alter hat sich auf erstaunliche Weise dematerialisiert. Zwar klappt es meist, für das ganz große Business einen angemessenen Ort zu finden, aber ganz selten mal, sind die Geschäfte so dringend, dass man nicht warten kann.

In Angoulême finden wir einen riesigen Shoppingpark mit einem Decathlon. Wir spekulieren, hier fündig zu werden, denn sowas braucht doch wohl jeder Camper. Sonst wollen wir bei dem riesigen Laden, dessen Nachhaltigkeit ja in einem zweifelhaften Ruf steht, nichts kaufen. Naja, es klappt nicht ganz, der Karabiner ist so günstig, den nehm‘ ich mal als Opferhaken mit und Schwimmflügel hat Jaron auch noch nicht. Außerdem brauchen wir wirklich Heringe für die Markise. Ok, ich nehme es Vorweg: Schwimmflügel und Heringe haben wir den ganzen Urlaub nicht gebraucht, aber der Karabiner war bisweilen ein leidlich gutes Spielzeug für unseren Kleinen.

Am Nachmittag kommen wir dann an unserem Tagesziel an: die Dune du Pilat. Die Parkplätze hier kosten und der nächste Campingplatz sieht sehr gut aus. Daher gönnen wir uns eine Nacht mit Toilette und Dusche für knapp 23€. Man merkt an den Preisen, dass die Saison vorbei ist.

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Wer braucht auf einem Campingplatz schon Spielzeug

Natürlich müssen wir so ziemlich als erstes rauf auf die 110 m hohe Wanderdüne. Sie ist die größte Europas und wahrlich beeindruckend. Die Aussicht ist fantastisch, unvergesslich, wie hier Wald und Sand aufeinander prallen und auf der anderen Seite die unendliche Weite des Atlantiks. Über und unter uns ziehen Paraglider ihre Kreise und der Wind weht uns um die Ohren. Schon wieder ein gelungener Urlaubstag.

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Dann gibt es noch jede Menge Lachmuskeltraining, Jaron quitscht vor Vergnügen wenn Rike einige Meter die Düne hinunter springt und rennt dann ohne Rücksicht auf Verluste hinterher. Immer ein fettes Lachen im Gesicht. Nur einmal kommen wir nicht rechtzeitig und unser Sohn landet mit dem Gesicht in der Düne. Der Schreck ist schnell vergessen bei den nächsten 4 Höhenmetern 🙂 Davon gibt es leider nur Videos.

Die Nacht bringt einiges an Regen und so ist unsere Motivation nochmal die Düne hochzusteigen gering. Dafür genießen wir die erste Dusche des Urlaubs und ziehen dann weiter. Es ist zwar ein bisschen komisch, aber trotzdem wir uns in Frankreich aufhalten, machen wir einige Besorgungen bei Lidl. Naja, wir werden noch genug Gelegenheiten haben in französischen Geschäften einzukaufen.

Unsere nächste Station heißt: Atlantik. Genauer gesagt, genießen wir die riesigen Sandstrände bei Moliet plage. Hier macht sich dann auch der Bodyboardaufwand bezahlt. Mit Begeisterung stürzt sich Fabian in die Wellen. Das erste mal „surfen“ seit Neuseeland. Nichts verlernt 😉 Es tauchen ernsthafte Überlegungen auf, noch ein richtiges Board zu leihen oder sogar einen Kurs zu machen. Aber wir wollen doch lieber in die Berge und so entscheiden wir uns gegen den Atlantik… diesmal.

Unsere Navigatorin bestätigt ihre hervorragende Leistung und findet einen tollen Stellplatz über St. Jean de Luz. Wir haben Glück, der Ducato traut es sich nicht, den Schotter zu verlassen und auf die etwas hügelige Wiese zu fahren und so haben wir einfach den besten Platz. Die Aussicht ist exzellent. Kurz nach uns kommt eine französische Familie mit einem Vito 4×4 mit Marco Polo Austattung an. Wir freuen uns, denn sie bringen ihren kleinen Sohn Timothé mit. Bevor es Abendessen gibt können Jaron und sein etwas älterer Kompagnon noch ein bisschen toben.

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Allerdings gibt es Geschrei. Die Muschel die Timothé verschenkt hat, will er dann doch wieder haben, aber seine Mutter ist konsequent: geschenkt ist geschenkt.

Der nächste Morgen begrüßt uns wolkig, aber mild. Wir wollen den Atlantik noch nicht verlassen und entscheiden uns San Sebastian (Donostia) die Hauptstadt des Baskenlandes zu besichtigen. Die Kulturhauptstadt von 2016 gefällt uns gut, und wir schlendern gemütlich durch die Altstadt und über die Strandpromenade. Mittags kaufen wir leckeres Gebäck mit viel „Bumms“. Die kleinen Teile sind mit gehaltvollen Zutaten gebacken und schmecken wunderbar.

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Jetzt ist aber wirklich ein französischer Supermarkt dran. Im Leclerc machen wir einen kleinen Einkauf und dann geht es endgültig in die Pyrenäen. Fabian fiebert den Schotterpisten entgegen und Rike freut sich auf tolle Wanderungen. Wir kommen an, kurz vor Saint Pied de Port, und sind ein bisschen aufgeregt. Wir haben uns einen Stellplatz hoch über dem Dorf und den Weinhängen ausgesucht.

Den Einstieg in das kleine Wegenetz zwischen den Rebstöcken findet Rike ohne Probleme. Immer enger werden die asphaltfreien Schotterwege, immer steiler und ausgesetzter. Problemlos bahnt sich unser Teuti seinen Weg über steile Serpentinen und Auswaschungen – noch. Geht das gut, kommen wir da an, wo wir hin wollen? An einer Stelle mit losem Geröll und heftiger Steigung ist es so weit, die Räder drehen durch. Aber nur kurz, dann greift die Hinterachse und schiebt uns die letzten Meter hoch.

Wir sind überrascht, nach dieser Tour finden wir einen Stellplatz mit Grill und Toilette mit fließend Wasser. Von hier oben offenbart sich der Charakter der westlichen Pyrenäen. Sanft geschwungene Weinberge gesprenkelt von alten Weingütern erheben sich langsam aber sicher zu den höheren Ausläufern der atlantischen Pyrenäen. Uns gefällt es hier, aber nicht nur uns.

Neben uns hält ein Golf und ein offensichtlich sehr miteinander beschäftigtes junges Pärchen steigt aus. Sie haben nur einen kurzen Blick für uns übrig und schaffen es keine hundert Meter weit, bevor sie ausdauernd tun, wozu sie her gekommen sind. Ein langer Knutschmarathon beginnt, dass wir in Sichtweite sind, stört die beiden Verliebten nicht.

08.09. und 09.09.2017 – Wanderung mit esotherischen Begegnungen

Die Abfahrt nach St. Pied de Port ist schon etwas weniger aufregend mit all der „Offroaderfahrung“. Wobei, alle reden immer von offroad, in Foren, Reisemagazinen und kommerziellen Tourenführern. Dabei ist man immer auf Pisten in mehr oder weniger gutem Zustand unterwegs. Von offroad kann man also gar nicht wirklich reden. Außerdem kann da eigentlich jeder Wagen mithalten, bei dem nur eine Achse angetrieben ist, vorausgesetzt es gibt genügend „Bauchfreiheit“.

Na, wie dem auch sei, wir erreichen des Dörfchen an der Nive und sind sehr angetan vom mittelalterlichen Charme der kleinen Altstadt. Hoch über dem Ort tront eine alte Zitadelle, von der aus man die umgebenden Hügel gut überschauen kann. Wir können uns richtig vorstellen wie hier das Treiben im Mittelalter war – mit all den kleinen Gassen und der Stadtmauer. Wir kaufen nur eine kleine Gartenschaufel im örtlichen Bricolage. Wie so oft hält es uns aber nicht lange in der Nähe so vieler Menschen und wir fahren weiter zu unserem nächsten Ziel, den Gorges de Kakuetta. Über den Col d’iraki bummeln wir zum Parkplatz der Wanderung.

Also in Norwegen, im Sommer, ist es kein Problem, wenn man bei einer Wanderung spät am Tag ankommt – bis 23 Uhr hat man mehr als genug Licht. Im Süden von Frankreich stellt sich die Situation schon anders dar. Mit unserer Bummelei haben wir uns ein bisschen verschätzt und kommen ins Grübeln, ob wir so spät noch losziehen. Wir können uns durchringen und kaufen zwei Eintrittskarten für die kleine Wanderung.

Was soll ich schreiben? Es hat sich gelohnt. Der Einstieg in die Schlucht führt an einem idyllischen See vorbei, immer entlang eines rauschenden Baches. Faszinierende Perspektiven auf die einzigartige Flora und die steilen Felswände eröffnen sich uns. Am Ende dann sogar eine kleine Tropfsteinhöhle. Unterwegs treffen wir eine erstaunliche Gruppe. Äußerlich erfüllen die jungen Menschen alles, was man von einem Hippie erwartet. Wir staunen nicht schlecht als sie anfangen sich wie in Trance zu bewegen, dabei haben sie sich Orte im und am Bach gesucht, die exponiert bis romantisch sind.

Wir rätseln was das zu bedeuten hat, tatsächlich eine Selbsterfahrung? oder Pilger? oder Künstler? Immerhin lassen sie sich dabei Filmen. Irgendwann gehen wir auf dem schmalen Pfad an den Hippiekünstlern vorbei und schnappen Satzfetzen auf Englisch auf. So was wie :“Your eyes are the window to your soul“ oder „open your heart“ – spannend.

Kurz vor Tore Schluss passieren wir den Ausgang, die Sonne und das Wetter waren uns bis zum Schluss hold. Glücklicherweise darf man auf dem Wanderparkplatz übernachten, so dass wir zu der späten Stunde keine Übernachtungsmöglichkeit mehr suchen müssen. Noch am späten Abend essen wir draußen, es ist schön mild. Zu Fabians Freude fahren einige echte aufgerüstete Landcruiser vorbei, die wohl eine größere Tour in den Bergen hinter sich hatten.

Der nächste Tag begrüßt uns mit Regen. Jarons Gelegenheit, seine Gummistiefel ausführlich in den Pfützen auf dem Parkplatz zu testen. Die Kinder der holländischen Familie von nebenan lassen sich nicht lumpen, diverse Bälle kommen auch ins Spiel. Wir überlegen wie wir den Tag verbringen wollen, eigentlich hatten wir uns eine kleine Wanderung bei den Crevasses de holzcarte überlegt, wir zweifeln aber ob des Wetters.

Wie sonst auch auf unseren Europareisen haben wir von Rikes Eltern einen Womoführer ausgeliehen. Dies sind Reiseführer in denen Wohnmobil-Enthusiasten mehr oder weniger professionell die eigenen Reisen mit Stellplätzen und Empfehlungen für Sport, Kultur, Natur etc. aufbereiten. Mal sind sie ungeheuer praktisch, mal nervig, oft unfreiwillig komisch. Ich empfehle zum Beispiel mal die Lektüre über das Steinsenter in dem Womoführer Südnorwegen oder die dort auch angehängte Packliste 😉

Unser Womoführer für die Pyrenäen spielte in diesem Urlaub eher eine Nebenrolle, aber wir fuhren dann mal zu einer kleinen Kirche bei Bourg in St. Engrace die in diesem Führer erwähnt ist. Ganz so begeistert waren wir nicht, aber das mittelalterliche Flair und die Ruhe in der Kirche waren den kurzen Abstecher wert, außerdem konnten wir diskoidale Stelen bewundern, die wohl selten sein sollen.

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Nach ein bisschen Fahrt schlief Jaron ein und bei anhaltendem Regen entschlossen wir uns für eine Lesepause. Einige unerschrockene Coast to Coast Fahrradfahrer waren unterwegs, Toiletten scheinen die nicht extra zu suchen… Als Jaron aufwachte, brauchte er natürlich erst mal tüchtig Auslauf, unserem kleine Racker hatten es vor allem die lokalen Hühner und der kleine Hahn angetan. Dieser wurde folgerichtig „Kikiki“ genannt.

Zwar hatte sich das Wetter immer noch nicht gebessert, aber wir machten uns trotzdem auf den Weg zum Wanderparkplatz. Regenklamotten an und los geht’s. Anfangs noch guter Stimmung und den Unbillen der Natur trotzend, schaffte es ein durchgehend meckender Jaron die Stimmung etwas zu kippen. Aber wer möchte auch schon in einer Manduka durch die Gegen getragen werden wenn man doch viel lieber selbst laufen möchte.

Am Ende wurden wir aber für unsere Hartnäckigkeit belohnt. Am Schluss der kurzen, etwa 80 min. dauernden, Tour spannte sich eine große Hängebrücke über eine beeindruckende Schlucht. Unser kleiner Unruhestifter konnte sich auf der Brücke austoben und lachte sich kaputt, als Rike von der Brücke spuckte. Naturgemäß musste das dann von beiden Elternteilen mehrfach wiederholt werden. Wer kann schon diesem Kinderlachen widerstehen.

Kurz bevor wir die Brücke verließen gesellte sich noch ein furchtloses Rotkelchen zu uns und zeigte sich nur wenige Zentimeter vor der Kameralinse in ihrer ganzen Pracht. Der Rückweg verlief ohne Regen und mit zufriedenem Jaron deutlich entspannter als der Hinweg. Auf einem gewöhnlichen aber ruhigen Stellplatz in Arette fand dieser Tag sein Ende.

10.09. bis 12.09.2017 – Der Sonne entgegen

Bis zuletzt hatten wir gehofft, dass der Wetterbericht sich irrt und uns noch ein Sonnenwunder beschert. Doch wir wurden enttäuscht. Erneut brachte uns der Morgen Regen und wieder mussten wir im Bulli frühstücken. Hatten wir uns bisher gesträubt unseren einmal gefassten Plan zu verlassen, entschieden wir jetzt, dem nördlichen, westlichen und französischen Teil der Pyrenäen den Rücken zu kehren und uns auf die lange Reise Richtung Mittelmeer zu machen.

So ging es bei mäßiger Sicht und Laune über den Col de Pierre St. Martin Richtung Yesa Stausee. Die erste von einer Reihe von Überraschungen erlebten wir, als wir an einem Rastplatz ankamen, den wir dem Womoführer entnommen hatten. Bzw. wir kamen nicht an, denn wir fanden den Platz nicht und der See war auch weg. Riesengroß eingezeichnet auf den Landkarten, hatte der trockene europäische Sommer den gewaltigen See ziemlich schrumpfen lassen.

Wir suchten uns selbst ein schönes Plätzchen wozu der Bulli mal wieder die Straße verlassen und eine kleine Piste fahren durfte. Nachdem wir nun wieder einen Hauch Sonne tanken konnten und zumindest mit offenen Türen unser traditionelles Mittagsmüsli mit Obst zu uns genommen hatten, fanden wir ihn dann doch noch, den Yesa Stausee. Gut erkennbar war indes, wie hoch er wirklich gewesen war. Die Straße am See entlang offenbarte interessante Felsformationen und ein verlassenes Dorf.

Wir beschlossen noch einige Kilometer zu machen und unsere Chefnavigatorin Rike suchte uns einen kleinen Campingplatz in Aguero. Doch noch bevor wir Diesen erreichten, ereilte uns die nächste Überraschung – Die Riglos de Mallos. Diese beeindruckenden und riesigen Felstürme üben eine magische Faszination aus. Wild und angestrahlt von der Abendsonne tronen Sie über der Provinz Huesca und lassen uns staunen. Natürlich ist ein Fotostop obligatorisch.

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Tapfer hält unser kleinster Autofahrer durch, bis wir über schmale Sträßchen unseren Campingplatz erreichen. Traumhaft: von unserem Schlafplatz aus sehen wir die Geier in der Abendsonne über den Riglos de Aguero kreisen die ihren „Verwandten“ in kaum etwas nachstehen. Klettern fällt leider aus, wir sind nur zu dritt, aber bestimmt kommen wir noch mal wieder.

Der nächste Morgen begrüßt uns mit Sonne… ein Glück! Nach einem gemütlichen Frühstück draußen, (immer deutlich entspannter mit einem Kleinkind das viel Bewegungsdrang hat) wird es wärmer und wärmer und unsere Sonnenanbeterin Rike bekommt ihren verspäteten Sommerurlaub doch noch.

Wir starten zu einer kleinen Wanderung um die Riglos de Aguero, in kurzer Hose und T-shirt ist es uns fast schon zu warm. Die Landschaft ist wunderbar, umgeben von so viel Natur, Felsen, Geiern und Grillen kommt mediterranes „Feeling“ auf und wird abgerundet durch unsere neuesten Eroberungen. Zielsicher findet Rike Feigen- und Mandelbäume und wir fahren eine kleine Ernte ein. Ein bisschen wehmütig nehmen wir die Dreierseilschaft und die Bohrhaken in den hohen, senkrechten Felswänden wahr, aber der Wehmutstropfen ist schnell vergessen, wenn wir unserem vergnügten Nachwuchs zusehen, der den Campingplatzspielplatz erkundet.

Wie schön wenn man einfach mal nackig durch die Gegend rennen kann, also als Baby jetzt. Kulinarisch genießen wir die Früchte unserer Ernte und machen uns Milchreis mit karamellisierten Feigen, das hat man nicht alle Tage. Wir entschließen uns, noch eine Nacht auf dem Platz zu bleiben und lassen für den Rest des sonnigen Tages unsere Seele baumeln. Unser Abendessen, Eintopf mit Kürbis, Fenchel und Kartoffeln können wir unter freiem Himmel einnehmen.

Den Roadtrip des folgenden Tages beginnen wir, wie üblich, ganz in Ruhe. Frühstück, Duschen, das mit dem Checkout ist hier kein Thema, feste Zeiten gibt es nicht. Über Jaca gondeln wir Richtung Torla, irgendwo dazwischen kaufen wir in einem kleinen Nest im Tante Emma Laden und beim lokalen Bäcker ein bisschen Verpflegung. Am frühen Abend erreichen wir unser nächstes Ziel, den Ordesa Nationalpark.

Ein bisschen Sorgen hatten wir uns gemacht, dass wir dort nicht rein fahren können, es werden immer nur 1800 Leute hinein gelassen, aber nach der Saison gibt es keine Probleme. In der Hochsaison muss man von Torla aus mit Bussen in das wunderschöne Tal reisen. Nachdem wir die Lage erkundet hatten, suchten wir uns, wieder mit der Park4night App einen Platz zum Schlafen. Gemeinsam mit einem Pärchen aus England, die mit ihrem T5 unterwegs sind, genießen wir die Abendstimmung mit Blick auf ein magisches Tal in dem das kleine Örtchen Broto am Ufer der Ara liegt.

13.09. und 14.09.2017 – Oh Du schönes Valle d’Ordesa

Die Nacht wird kurz für uns, unser kleiner Sohn hat ungewöhnliche Schlafprobleme. Wir hofften nur, die sympathischen Briten neben uns werden dadurch nicht auch um ihren Schlaf gebracht. Ungewöhnlich früh für unsere Verhältnis fahren wir zum großen Wanderparkplatz am westlichen Ende des Ordesa Nationalparks. Dort bessern wir unsere Laune mit einem Frühstück in der Sonne auf.

Frisch gestärkt machen wir uns auf um ein kleines Stück des beeindruckenden Ordesa Tals zu erwandern. Wir sind nicht ganz alleine, aber voll ist es hier auch nicht. Jaron ist wild entschlossen selbst zu laufen und macht für einen 1,5 Jahre alten Burschen ordentlich Strecke. Natürlich kommen wir nicht sonderlich schnell voran, das ist uns ob der vielen tollen Aussichten aber egal. Zurecht wurde diese einmalige Gegend unter Schutz gestellt und wir genießen den Blick auf die steilen Talwände.

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Am Ende unserer selbst gewählten Tour steht ein wundervoller Rastplatz am Fluss und kurze Zeit später ein überwältigender Blick in den Circo de soaso – einfach herrlich. Hier kann man übrigens alle möglichen Arten von Wanderungen bis zu alpinen Touren machen, für Natur und Bergfreunde ein selten schönes Reiseziel.

Ein Wonne auch zu sehen, wie unser kleiner Sonnenschein ein Lächeln nach dem Anderen in die Gesichter anderer Wanderer zaubert. Als der kleine Kletterer einige Steinstufen erklimmt und oben ankommt, hören wir französische Ausrufe der Verzückung:“ Ce n’est pas vrai.“ Die sympathische Dame ist ganz aufgeregt darüber, dass der Kleine so eine schwierige Strecke ganz alleine zurück legen kann.

Überhaupt werden wir häufig auf spanisch, französisch oder englisch angesprochen, viele Leute sind erstaunt, oft auch nicht wenig beeindruckt, dass wir unseren Sprössling mit auf die Wanderungen nehmen. Hier ist das scheinbar nicht so üblich wie etwa in Neuseeland oder Norwegen.

Auch wenn es schon spät ist entschließen wir uns, den Nationalpark zu umrunden, um am anderen Tag vom östlichen Ende zu wandern. Wir kaufen uns Bocadillos in Torla und rollen dann auf den engen, kleinen Bergstraßen zu unserem nächsten Übernachtungsplatz. Es wird später und später und so wundervoll die Aussichten auch sind, so langsam haben selbst wir die Nase voll von den Serpentinen.

Kurz vor unserem Ziel müssen wir aber einmal anhalten, wir fahren um eine Kurve und die Augen werden groß. Vor uns entspannt sich ein einmaliges Panorama mit Blick auf den anderen Namensgeber des Nationalparks, den Monte Perdido. Kaum fassen können wir unser Glück, als wir unser Nachtlager erreichen, das Panorama ist einfach atemberaubend und das Abendlicht wunderschön. Dass die Bocadillos ein bisschen enttäuschend sind, fällt da kaum ins Gewicht, wir genießen einen der schönsten Stellplätze die wir auf unseren Reisen jemals zu Gesicht bekamen.

Aufwachen, und ein bisschen den Vorhang zur Seite. Ja, er ist noch da der unvergleichliche Monte Perdido und die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über die Gipfel. Gemütlich kann man aus unserem kleinen Zuhause das Spiel aus Licht und Schatten bewundern und im warmen Bett das Panorama genießen. Aber allzu lange wärt der Frieden nicht, unser aktivstes Familienmitglied will endlich auf der großen Schafsweide toben und rennen.

Während Jaron mit laufen und Ball spielen beschäftigt ist, bereiten wir das Frühstück vor. Jaron hat einen guten neuen Essensplatz auf der Stufe vom Bulli, den haben wir noch kurz umgedreht um in der Sonne essen zu können. So lässt es sich aushalten. Eine kurze Fahrt über Bielsa nach Pineta bringt uns zum Wanderparkplatz. Auch von hier aus gibt es eine Menge verschiedene Spaziergänge und Wanderungen. Wir gehen zum Jano de larri, eine Hochweide. Wir haben mal wieder Glück, die Ausblicke schon wieder herrlich, Gipfel mit Gletschern, Bergbäche, Wasserfälle und sogar den Almabtrieb erleben wir. Jaron ist ganz aufgeregt ob der vielen „Muhs“ und auch wir genießen das Spektakel.

Auf der Hochweide geht ein tüchtiger Wind, unsere Pausenmahlzeit nehmen wir im Windschatten einiger kleiner Felsen ein, die aber auch zum klettern taugen. Allzu lange bleiben wir nicht, auch wenn die Umgebung mal wieder fesselnd ist. Wenn es nicht regnet meckert der kleinste Wanderer der Familie auch sehr wenig in der Manduka und immer mal wieder fallen dem kleinen Recken die Augen zu. Ab und an muss man aber natürlich raus aus dem Ding und selber laufen. Dabei decken sich die Vorstellungen der „richtigen“ Richtung nicht immer mit denen der Eltern.

Wir wollen nach zwei Wanderungen mal wieder duschen und entscheiden uns für einen Campingplatz zwischen Pineta und Bielsa, naja – nicht jeder Ü kann so toll sein wie der letzte…

15.09. und 16.09.2017 – Da grüßt das Murmeltier

Nicht jeder neue Tag kann so spektakulär beginnen wie der letzte, aber an diesem Morgen war der Kontrast doch stark. Neblig feuchtes Wetter begrüßt uns auf dem trostlosen Campingplatz. Wir bringen die üblichen Sachen hinter uns: Müll entsorgen, Frischwasser tanken, Bulli aufräumen und Duschen. Wir hängen dann so ein bisschen in den Seilen und entschließen uns für eine kleine Schottertour.

Hinter Chisagues fahren wir den Berg hinauf, die recht gute Piste ist eine Kleinigkeit für den Bulli. Mit schöner Aussicht und einem schlafenden Jaron machen wir Pause und lesen gemütlich in unserem fahrenden zu Hause. Ein wenig schläfrig lässt Fabian den Blick über die weitläufige Pausenörtlichkeit schweifen und entdeckt – ein Murmeltier. Wachsam sieht der kleine Nager zu uns herüber und streckt sein Kopf zwischen den Steinen eines Schutthaufens hervor.

Schnell greift Fabian zur Kamera und schraubt das Teleobjektiv auf. Jetzt gaaanz langsam aus dem Auto raus und mit ruhigen Bewegungen die ersten Fotos machen. Schritt für Schritt nähert sich der Hobbyfotograph dem Bergtier. Erst bei einer Distanz von etwa 5 m macht sich das Murmeltier vom Acker. Ein schönes Erlebnis.

Wir fahren noch ein bischen weiter in die Höhe und begegnen noch weiteren Murmeltieren, glücklichen Kühen und einem Falken. Nach den letzten beiden Tagen sind wir froh, dass der Bulli das Wandern für uns übernimmt. Nicht sehr frohgemut stimmt uns indes der Wetterbericht, wir entscheiden uns endgültig zum Mittelmeer zu fahren.

Der nächste Tag führt uns am Nordrand der Pyrenäen, wir haben mal wieder die Seite gewechselt, Richtung Osten. Mittags gönnen wir uns eine ausgiebige Pause und ein leckeres Ben und Jerries in der Sonne. Auf der d117 fahren wir über Foix und Lavelenet. Ein kleiner Abstecher, zufällig nach einem der vielen Schilder ausgesucht, führt und zum Châeteaux de Montségur. Dies war die wichtigste Burg der Katharer, die im Rahmen eines Kreuzzuges durch die katholische Kirche im 14. Jahrhundert vernichtet wurden.

Am Ende des Tages suchen wir uns einen süßen kleinen Ü mit wilder Zufahrt an der d619 südlich von Saint Paul de Fenouillet.

17.09. bis 19.09.2017 – Warum Kinder nicht am Zigarettenanzünder spielen sollten

Die Orgues bei Ile sur Têt sehen wir uns nur aus de Ferne an, der Eintritt ist uns zu teuer. Dafür entsteht hier eines der schönsten Bilder unserer Reise. Wir haben das Mittelmeer erreicht. Eigentlich war das so gar nicht geplant, wir wollten Kilometer sparen und im Westteil der Pyrenäen wandern. Zum Glück haben wir unseren Teutobert, der uns brav vor dem Regen davongetragen hat. Wir nehmen es nicht immer ganz gelassen, aber wir wissen: man weiß nie wozu etwas gut ist.

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Wir hätten weder die Mallos gesehen, noch so viel Sonne gehabt. Es hätte keine karamellisierten Feigen gegeben und vielleicht hätten wir auch keine Murmeltiere gesehen. Und auch das was noch kommen soll, hätten wir nicht erlebt.

Auf dem schnellsten Weg fahren wir jetzt zum Strand bei Argeles sur mer. Fabi wagt sich auch hier in das kalte Nass, damit stehen im September baden im Atlantik und im Mittelmeer zu Buche. Wir genießen unseren Strandtag und können in Ruhe überlegen , wo wir heute übernachten wollen. Ein kleines Abenteuer ist mal wieder fällig.

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Dafür werden Rikes Navigationskünste gefordert. Mit der App und allem analogen und digitalen Kartenmaterial arbeiten wir uns langsam zu unserem Ziel vor. Eine kleine Schotterpiste führt zwischen die Weinberge, wir müssen richtig sein, aber den Ü sehen wir nicht. Nochmal vor und nochmal zurück, nichts zu machen. Am Ende fahren wir ins blaue, immer enger wir der Weg, immer verbotener kommt uns vor, was wir machen.

Weit über dem Mittelmeer mit herrlichem Blick über das Örtchen Collioure endet die Piste. Ein perfekter Ort für die Nacht, man kann sogar bis Perpignan sehen. Zwei ältere Franzosen sind bis hierher gewandert und fragen uns ein wenig verdutzt, ob wir noch weiter fahren wollen. Den schmalen Wanderweg oder besser Trampelpfad wollen wir aber weder dem Bulli noch der Natur zumuten.

Ein herrlicher Sonnenuntergang begleitet uns in die Nacht und ein sternenklarer Himmel begeistert uns. Nicht ganz so schön wie in den dunklen Bergen, aber wir haben mal wieder großes Glück. Und wie so oft sind die ungeplanten Stellplätze die besten. Wen es interessiert, der kann uns ja mal schreiben, vielleicht rücken wir die Koordinaten raus.

Es soll ein ereignisreicher Tag werden. Das Wetter ist so lala, wir packen nach dem Frühstück mit bester Aussicht unsere Wandersachen. Fabi trägt traditionell den großen Rucksack, weil er immer mehr mitnehmen will als alle anderen (z.B. ca. 3,5 kg Kameraausrüstung), Rike trägt Jaron. Am Puig de las Dainas vorbei wollen wir mal schauen, wo uns der kleine Pfad hinbringt, vielleicht auf den nächsten Gipfel gegenüber. Leider fängt es an zu regnen und wir brechen ab.

Ein wenig geknickt fahren wir runter zur Küste. Östlich von Port Vendres halten wir und warten gemütlich lesend ab, bis der Regen aufhört und die Sonne raus kommt. Wir laufen einfach da los wo wir sind – an der Küste entlang. Weit schöner als erwartet wird diese spontane kleine Wanderung zwischen Meer, Kaktusfeigen, Rieseneicheln und Weinbergen. Ein Segler hat an einem einsamen kleinen Strand sein Zelt aufgeschlagen, auch ein gutes Reisekonzept wie wir finden.

Versöhnt mit diesem schönen Tag fahren wie zurück nach Collioure. Doch oh Schreck, unterwegs müssen wir feststellen, das unser 12 V Anschluss nicht mehr funktioniert. Die lebenswichtige Stromader hatten wir extra reparieren lassen vor unserem Urlaub, sie ist die Quelle unserer elektrischen Energie für Navi und Handies.

Zwar surfen wir kaum und schreiben nur die nötigsten Nachrichten im Urlaub, aber die Navigationsapp Scout und die Park4night sind sehr hilfreich. Ein bisschen gefrustet erreichen wir die Rezeption des Camping la girelle. Unser französisch ist zwar holperig, aber wir finden raus, dass wir unsere Geräte in den Sanitäranlagen laden können und dass heute Abend der Ehemann der Besitzerin kommt, er weiß bestimmt wo eine Werkstatt ist.

Immer wieder sind wir amüsiert über die verschiedenen Charaktere der Campingplatzchefinnen. Hier werden wir wieder ordnungsgemäß zu unserem Platz gebracht, eingewiesen und über die Checkoutzeiten unterrichtet. Wir bestellen uns noch Croissants und Baguettes für das Frühstück und freuen uns dann sehr über den schönen Platz auf dem sympathischen und schön gelegenen Camping.

Neben uns steht ein altes Hippiepaar aus der Schweiz mit ihrem Toyota Land Cruiser mit Aufstelldach, uns gegenüber zwei Deutsche Paare mit T4 und Vito. Die urigen Schweizer mit ihrem nicht ganz so lieben Hund, man könnte auch sagen Köter, berichten uns noch, dass die letzten Tage hier an der Küste so stürmisch waren, dass sie ihr Aufstelldach nicht benutzen konnten. Wir haben wohl alles richtig gemacht, jetzt erst am Mittelmeer zu landen. Noch ein Tipp: lasst Eure Kinder nicht mit Schlüsseln im Zigarettenanzünder rumspielen – öhm, aus mehreren Gründen.

Der Camping hat einen kleinen, fast privaten Strand, hier hören wir noch ein bisschen den Wellen zu bevor wir unser Abendessen genießen. Diese Nacht wird zum Glück sehr geruhsam. Kurz vor dem Einschlafen machen die Schweizer noch ein bisschen ätherische Hippiemusik mit ihren Klangschalen.

Neben dem süßen Camping la Girelle entdecken wir einen T2

Wir sind unterwegs recht faul mit dem Abwasch, außerdem gibt unsere Handpumpe am Spülbecken jetzt nicht so die beste Performance dafür ab. Daher sammelt sich immer einiges an, bis wir das nächste mal einen Campinplatz besuchen. Diesmal war Fabian mit Abwasch dran und es sollte ein selten erfolgreicher Abwasch werden. Wir hatten unsere Handys in die Sanitäranlagen gelegt und immer ein bisschen gebangt, ob sie wohl noch da sind, wenn wir wieder kommen, aber niemand hat die Smartphones geklaut.

Wie das mit dem Strom weiter gehen sollte, war uns noch nicht klar, nachdem unser Kleiner wohl einen Kurzschluss verursacht hatte. Beim Abwasch trifft Fabian einige Herren vom Platz gegenüber und einer, so wussten wir, war auch mit einem T4 (Multivan) unterwegs. Über die Autos kamen wir ins Gespräch und ich fragte mal nach dem Zigarettenanzünder. Viele Ideen hatte mein Gegenüber auch nicht, aber ein Bordbuch dabei.

Wir klemmten uns also beide unters Lenkrad und musterten die Sicherungen durch. An Platz 9 steht wohl immer eine Leersicherung, wir tauschten diese mit der Sicherung für den 12 V Anschluss – et voilá, der Anschluss funktionierte wieder. Unsere Stromversorgung war gerettet und die Laune deutlich gebessert. Immer gut, wenn man T4 fährt.

Einen großen Teil des Tages verbrachten wir in dem süßen Hafenörtchen Colliour, hier gefiel es uns überraschend gut. Die schöne verwinkelte Altstadt lädt zum Bummeln ein und die Strandpromenade ist klein aber fein. Abgeschirmt durch die Kaimauer lässt es sich in der strahlenden Sonne gut aushalten. Eigentlich müsste man in Frankreich ja mal gut essen gehen, aber mit Jaron ist es so eine Sache entspannt ein Menü zu genießen. Wir entschieden uns mittags für eine sympathische Burgerbude.

So 3-4 mal im Jahr haben wir Bock auf Burger und machen eine kleine Ausnahme bei unserer Fleischabstinenz. Mit den amerikanischen Spezialitäten setzten wir uns ans Wasser und auch Jaron durfte Ausnahmsweise mal Pommes essen. Der Sturm wurde durch die Mauer abgehalten und wir hatten es schön sonnig. Aber plötzlich fegte eine heftige Böe unsere Burgertüten (zum Glück ohne Inhalt) ins Meer.

Dort konnten wir den ganzen Müll ja nun nicht lassen, so dass Fabian zu einem weiteren, diesmal nicht ganz freiwilligem Bad im Mittelmeer kam. Der Rückweg zum Bulli war dann etwas frisch. Dort angekommen machten wir uns zügig auf den Weg, denn wir wollten mal wieder die Grenze queren und nach Spanien fahren. Unser Weg führte uns durch schöne Straßen über die D115 Richtung Spanien. An der Grenze suchten wir auf den Waldwegen nach einem schönen Standplatz (hier lieber nicht ohne Allrad fahren) aber wir fanden nur eine sturmumtoste Weide mit extrem steiler Zufahrt.

Also entschlossen wir uns am Grenzübergang (Koordinaten 42.366946, 2.456312) mit traumhafter Aussicht zu übernachten. Die Nacht wurde ziemlich frostig, aber der Ausblick am Morgen entschädigte uns schnell. Wir mussten allerdings den Bulli in die Morgensonne stellen um die Scheiben einigermaßen zügig frei zu bekommen.

20.09. bis 21.09.2017 – Ein kleines Abenteuer zum Abschluss

Der letzte Tag vor der Heimreise begann gemütlich – wie so oft. Einfach herrlich sich um Zeit nicht scheren zu müssen. Fabian hatte für diesen Tag eine weitere Schottertour geplant von Abella nach Pardines. Rike war die Navigatorin mit Handy und Roadbook und so viel vorweg: Sie hat ihren Job mal wieder hevorragend gemacht.

Ein bisschen Zweifel hatten wir, denn unser Roadbook ist mehr als 10 Jahre alt, aber mit ein bisschen Improvisation fanden wir den Einstieg in unsere kleine Pistentour, fast wie beschrieben, bei Abella. Was nun kam hat zwar den Bulli immer noch nicht an seine Grenzen gebracht, den Fahrer aber in freudige Aufregung versetzt. Steile Schotterpassagen und ausgewaschene Pisten machten die Tour tatsächlich zu einem kleinen Abenteuer. Sogar kleine Minifurten gab es (harmlos) zu durchfahren.

Mittags machten wir eine ausgedehnte Pause auf einer Weide in der Sonne. Jaron tobte natürlich herum und fand doch einiges an Schafskötteln. Außerdem machte ihm der Kuhstopp schwer zu schaffen, auch für unseren Kleinen scheint dieses Hindernis noch schwer überwindbar. Jedenfalls mussten wir ihn einmal aus einer misslichen Lage befreien.

Mit unserer Ankunft in Pardines mussten wir feststellen, dass ein Gefährt etwas breiter als unserer Teutobert nicht geeignet gewesen wäre. Die schmalen Gässchen in dem Bergdorf konnten wir nur hauchdünn passieren. Auch vorher schon wäre ein deutlich höheres Fahrzeug schnell an seine „Baum-Grenze“ gekommen.

Nun, auch die schönste Reise muss mal ein Ende haben und so machten wir uns am späten Nachmittag auf den Heimweg. Nicht ohne noch einen letzten schönen Stellplatz am Lac de Matemale. Wir merkten allerdings auch, dass es Zeit wird, tiefere Gefilde aufzusuchen, am Morgen gab es neben einer traumhaften Lichtstimmung auch noch Raureif auf den Gräsern. Überraschenderweise führte der schnellste Weg zurück über Perpignan, so dass unser Bulli als kleines Abschlusshighlight nochmal auf den Strand durfte. Die warme Sonne die wir vor dem Winter tanken konnten war ebenfalls sehr wohltuend.

Fazit unserer Pyrenäenreise: Wir sind froh diesen enorm abwechslungsreichen und traumhaft schönen Landstrich besucht zu haben. Die beeindruckenden Felsen, die tollen Wander- und Klettermöglichkeiten, der Atlantik und das Mittelmeer werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Wir werden wieder kommen, mehr abenteuerliche Wege fahren und das nächste Mal auch die eine oder andere Kletterroute ausprobieren.

Völlig problemlos hat sich, wieder einmal, unser Sohn gezeigt. Eine einzige Nacht hatte er mal schlechte Laune, ansonsten hat er uns mit seinem Bewegungs- und Entdeckerdrang mal wieder viel Freude beschert. Auch das Reisen im Bulli hat alle seine Vorzüge gezeigt, wendig wie er ist, konnten wir alle Wege befahren und vor dem Regen fliehen. Hier muss man eben flexibel sein und auch mal von einem Plan abweichen. Was wir aber auf jeden Fall noch brauchen, ist ein Hochdach 🙂

So oder so, wir freuen uns schon auf die nächste Tour. Griechenland? Korsika? Alpen? Schottland?