Pladdernass war draußen alles und es regnete weiter. So konnten wir bei beschlagenen Scheiben und einer Luftfeuchtigkeit wie am Amazonas nichts sehen von dem Tollen Dschungel mit Farnen und Rotbuchen der uns umgab. Das Frühstück im Auto ist häufig ein bisschen anstrengend, da Jaron einfach nicht einsieht, dass das Bettlaken sauberer bleiben soll, beim Essen besser sitzt als steht und man nicht mit dem Brot herumwedeln soll. Unser logistisches System erlaubt leider nicht, das Bett ab- und den Tisch aufzubauen. Der ist auch bei weitem nicht so gemütlich.
Mittlerweile kennen wir ja die Fähigkeiten unseres Tweetys und fuhren entspannt den steilen Schottermatschweg zur asphaltierten Straße hoch. Locker lässig schlossen wir mal eine kleine Weltreise an und fuhren durch Korinth, London, Athen und Jerusalem. In Wirklichkeit hatten sich im 19. Jahrhundert Missionare in diesen einsamen Landstrich aufgemacht um die örtlichen Maori zu konvertieren. Viel übrig geblieben ist von den Örtchen aber nicht.
Ebenso wenig war in dem kleinen Örtchen Pipiriki los, nur das unvermeidliche Jetboatfahren kann man von hier auch machen. Keine Ahnung, ob ich es schon erwähnt habe, aber die Neuseeländer sind mächtig stolz darauf, das Jetboat erfunden zu haben. Der Wasserstrahl der von großen Motoren hinter den Fahrzeugen aus einer Turbine oder so was geblasen wird verschafft dem ganzen Vehikel einen kaum nennenswerten Tiefgang, so dass selbst flache Flüsse schiffbar werden. Leider fahren die lauten Dinger auf sehr vielen Flüssen, teils auch in den Nationalparks.
Trotz des Wetters konnten wir die Fahrt entlang des Flusses genießen. Eine alte Maorisage berichtet davon, dass sich einst die Berge Taranaki und Tongariro stritten. Die Brüder konnten sich aber nicht mehr versöhnen und so wanderte Taranaki nach Westen um sich dort nieder zu lassen. Die Wunde die der Vulkan dabei in der Erde hinterließ füllte Tongariro dann mit kühlendem Wasser, so entstand der Whanganui River.
Pipiriki war wohl mal ein beliebtes Feriendorf, aber da es dort ständig regnet und das örtliche Hotel trotzdem dreimal abgebrannt aber nur zwei mal wieder aufgebaut wurde, ist es heute eher kümmerlich. So machten wir bei strömendem Regen einen Stopp in Raetihi. Nach dem Mittagessen lichteten sich die Wolken und die warmen Strahlen der frühnachmittaglichen Sonne befreiten unsere Scheiben von dem hartnäckigen Beschlag.
Wie ein befreiter kleiner Wirbelwind tobte Jaron dann in den umliegenden Pfützen, zum Glück gibt es Matschhosen und Regenjacken. Endlich raus aus dem kleinen Auto in dem man schon jede Ecke erkundet hat, alle Türen geöffnet und alle Utensilien - äh - geordnet hat. Wirklich immer wieder beeindruckend, wieviel Bewegungsdrang und Energie unser Sohn an den Tag legt.
Die Prognose für das Wetter der nächsten drei Tage war nicht gerade berauschend und wir machten uns ein bisschen Sorgen um das nächste große Ziel. Unsere Wanderhistorie in Neuseeland wollten wir gerne im Tongariro Crossing gipfeln lassen. Die 20km und 700 Höhenmeter in alpinem Gelände sollte man mit einem Einjährigen wirklich nur bei stabiler Vorhersage machen. Aber wir dachten uns erstmal: ruhig Blut, fragen wir zunächst im Visitor Center vor Ort.
Die Straße führte uns also jetzt in den Tongariro National Park. Dies ist der erste Nationalpark Neuseelands und der fünfte weltweit. Um zu verhindern, dass das Land mit den heiligen Bergen in einzelne Besitztümer aufgeteilt wird, vermachte es ein vorausschauender Maorihäuptling dem neuseeländischen Volk. Auf dem Weg dorthin hatten wir bereits eine wundervolle Aussicht auf den Vulkan Ruapehu.
Ansonsten zeigte sich noch nicht viel von den beeindruckenden Bergen. Sie versteckten ihre Schönheit geheimnisvoll im Hochnebel. Am frühen Nachmittag checkten wir im Campingplatz direkt neben dem Visitor Center ein, in Letzterem erfuhren wir aber leider nichts Neues über das Wetter. Dafür konnten wir warme Duschen und den großen Küchenraum nutzen, in dem auch Jaron mal wieder auf seine Bewegungskosten kam.